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Landeshauptstadt: Kein „Hüter des guten Geschmacks“

Stiftungs-Generaldirektor Prof. Dorgerloh mahnt engere Zusammenarbeit seitens der Stadt an

Stand:

Der Generaldirektor der Preußischen Schlösser und Gärten, Prof. Hartmut Dorgerloh, hat die Stadtverwaltung aufgefordert, künftig bei Bebauungsvorhaben von vornherein den Umgebungsschutz für die Weltkulturerbestätten zu berücksichtigen. So, wie es in der 1995 beschlossenen städtebaulichen Leitplanung festgeschrieben sei. Wie im Fall der in Bornstedt entstehenden Siedlung oder des Neubaus für das Oberlinhaus seien erst Einsprüche der Stiftung abzuwarten und erst dann die Bebauungspläne zu ändern, stelle nicht der richtigen Weg dar, sagte der Schlösserdirektor am Dienstagabend in einem Pressegespräch.

Dorgerloh mahnte eine engere Zusammenarbeit seitens der Stadt an, mit der eine Kooperationsvereinbarung besteht. Die von ihm geführte Stiftung sei weder die Denkmalschutzbehörde für Potsdam noch der „oberste Hüter des guten Geschmacks“ in der Stadt. Deshalb werde sie sich mit Stellungnahmen zu Bauten, die ihre Interessen nicht berühren, weitgehend zurückhalten. Als ein Beispiel nannte der Generaldirektor die im Gartengelände der Villa Schöningen geplanten Stadtvillen, die die Sichtbeziehungen innerhalb des Weltkulturerbegebietes nicht stören würden.

Ebenso seien der Wiederaufbau des Stadtschlosses und der Garnisonkirche nicht Sache der Schlösserstiftung. Sie habe zwar treuhänderisch die insbesondere beim Schlossabriss geborgenen Fassadenteile eingelagert und gepflegt und werde sie selbstverständlich dem Neuaufbau zur Verfügung stellen. Ebenso biete sie fachliche Beratung an. Damit seien aber die Grenzen der Unterstützung erreicht. Die Stiftung werde das Stadtschloss weder mit aufbauen noch mitfinanzieren. Die Kustodin der Skulpturensammlung, die Restauratoren und Steinbildhauer hätten in erster Linie die umfangreichen Aufgaben in der Stiftung selbst zu lösen.

Dorgerloh erklärte, nach der Verständigung über den Siedlungsbau in Bornstedt beständen mit der Stadt derzeit „keine aktuellen Konflikte“. Zurzeit werde diskutiert, wie die Stiftung zum Konzept für die Sanierung und Restaurierung der denkmalgeschützten Gebäude des Bürgerbahnhofs Wildpark beitragen könne. An diesem Projekt habe sie auch deshalb Interesse, weil sich daraus für die Touristen über das so genannte Posttor gegenüber der einstigen Kaiserlichen Post in der Geschwister-Scholl-Straße ein weiterer wichtiger Zugang in den Park Sanssouci entwickeln könnte.

In diesem Zusammenhang bedauerte der Generaldirektor, dass der durch die Deutsche Bahn AG sanierte und zur Schulungsstätte für Führungskräfte umgenutzte Kaiserbahnhof nach wie vor gegenüber der Öffentlichkeit abgeschottet wird. Die von der Stiftung angestrebte Darstellung der von Kaiser Wilhelm II. im Neuen Palais eingerichteten Sommerresidenz erschließe sich erst vollständig, wenn auch der Bahnhof des Kaisers in Führungen einbezogen werden könne. Leider gebe es derzeit keinerlei Kontakte zum Bahn-Vorstand. Selbst zur Eröffnung des restaurierten Baudenkmals war kein Stiftungs- Vertreter eingeladen worden. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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