Landeshauptstadt: Kein Ja für Waldrodung
Gewerbegebiet Kirchsteigfeld: Bauausschuss verweigert Votum über Rodungen
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Kirchsteigfeld/Drewitz - Auch die überarbeiteten Pläne für das Gewerbegebiet Drewitz Park wurden vom Bauausschuss am Dienstagabend nicht befürwortet. Über den entscheidenden Punkt der Bebauungsplan-Änderung – die Rodung von über fünf Hektar Wald, die Errichtung einer Erschließungsstraße und die Zulassung von Gewerbe- und Einzelhandel auf der Forstfläche – stimmten die Ausschussmitglieder nach angeregter Debatte gar nicht erst ab. Versuche einzelner Stadtverordneter, mit Modifizierungen des Stadtantrages doch noch einen Weg aufzuzeigen, blieben ohne Mehrheit.
Für die B-Plan-Änderung und zugunsten der Rodung warb vorab der Investor Jochen Ehlers. Eine Ablehnung wäre „das Ausschlagen einer ausgestreckten Hand“. Denn die B-Plan-Änderung ermögliche, mit den Erlösen des Waldflächenverkaufs als Gewerbe- oder Einzelhandelsflächen den Bau einer Erschließungsstraße für das seit 15 Jahren brach liegende Gewerbegebiet am Kirchsteigfeld zu finanzieren. Die Vermarktung des 60 000-Quadratmeter-Areals scheiterte bislang unter anderem an der mangelnden Erschließung. Anwohner befürchten, eine Gewerbeansiedlung könnte zu einem Verkehrsanstieg auf Wohngebietsstraßen im Kirchsteigfeld führen. Gleichsam kritisieren Anwohnerinitiativen die geplante Rodung. Wichtiger Naturraum ginge verloren.
Auf die Drohung des Investors Ehlers, bei einer Ablehnung würden die Gewerbeflächen nicht weiter verkauft und lange brach liegen, reagierte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) gelassen. „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Planungsrecht“, erklärte Klipp. Die Stadtverordneten seien frei in ihrer Entscheidung. Zudem warnte Klipp, eine Ablehnung des Antrags löse das Problem der fehlenden Erschließungsstraße nicht. Die Stadt habe keine Mittel zum Bau dieser Straße.
Man könne „die Probleme des Kirchsteigfeldes auch später lösen“, erklärte indes Saskia Hüneke (Bündnisgrüne). Anhand der enormen Wohn- und Gewerbeflächen-Nachfrage in der boomenden Stadt müsse überall überlegt werden, welche Grünräume „dreingegeben“ werden: „Dieser Wald kann es nicht sein.“
Wolfgang Cornelius (Potsdamer Demokraten), als Vorsitzender AG Innenstadt kein Freund von konkurrierendem Einzelhandel, entrüstete sich, dass in der B-Plan-Vorlage von „Entwicklung“ des Waldes die Rede ist, stattdessen sei es eine „Vernichtung“. Klaus-Uwe Gunold (Die Linke) erklärte, gerade beginne in Durban (Südafrika) die Weltklimakonferenz – „und wir reden davon, Wälder abzuholzen und Straßen zu bauen“.
Investor Ehlers sagte gestern den PNN: „Das Problem bleibt bestehen.“ Ohne Waldverwertung keine Zufahrtsstraße. Positiv sei aus seiner Sicht, dass niemand im Ausschuss erklärt habe, er wolle keine Entwicklung des Gewerbegebietes.
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