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HEYES Woche: Kein Kind zurücklassen

Uwe-Karsten Heye freut sich mit seinem Sohn auf den Schulanfang

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Ranzen, Federmäppchen, Turnbeutel, Schreibhefte und Schultüte, sie gingen weg wie warme Semmeln. Heute ist auch in der Landeshauptstadt Potsdam Einschulung. Viele Eltern werden sich die Frage stellen, wie sich die Sprösslinge wohl in diesem neuen Leben zurecht finden werden. Die Kinder selbst haben keine Zweifel und fiebern dem großen Tag entgegen. Auch mein Sohn Tom ist dabei.

Pädagogische Einfühlung wird notwendig sein, um die Kleinen nicht zu überfordern – nicht nur von den Lehrerinnen und Lehrern. Schule soll ja Spaß machen, Lernen ein Vergnügen sein, damit die Schulkarriere von Anfang an Lust ist – und nicht Last. Denn in diesen ersten Jahren in der Grundschule entscheidet sich, wie es im Leben weiter geht. Ein neues Leben beginnt mit der Einschulung: Neue Freunde warten – und eine neue, wichtige Bezugsperson: die Klassenlehrerin bzw. der –lehrer. Hoffentlich hat Tom mit der Schule genauso viel Glück wie mit seinem Kindergarten. Das war seliges Kinderleben und spielerisches Lernen. Das hat funktioniert, weil dort niemand je die kleinen Forscher oder Verkleidungskünstler unterschätzt hat, die ihre Fußballstars bewundern und mal Ballack, mal Podolski sind. Und dabei unterscheiden sich Mädchen und Jungen kaum.

Bald, so hofft der brandenburgische Bildungsminister, werde es keine Schulschließungen mehr im Lande geben. In der Landeshauptstadt war das gegen jeden Trend schon bisher keine Gefahr. Hier schießen Schulen wir Pilze aus dem Boden. Über Kindermangel ist nicht zu klagen. Die Ausnahme von der Regel. Denn Brandenburgs Bevölkerung schrumpft. Und obwohl es immer weniger Jugendliche gibt, wächst zum Beispiel die Zahl jugendlicher Gewalttäter. Für die Polizei ein Alarmsignal und als Hauptgründe werden Abwanderung und Bildungsmangel genannt. In der PNN wurde ein „ranghoher Polizist“ mit dem Hinweis zitiert, „die gut Ausgebildeten gehen und wir besonders auf dem Land müssen zunehmend mit dem Rest fertig werden“.

Wo Schulen zugenagelt werden, schwindet auch Hoffnung. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Bildungsferne und Gewaltbereitschaft. Vielleicht sollte manche Schulschließung noch einmal überdacht werden. Wie heißt es so schön in mancher Sonntagsrede: Wir lassen kein Kind zurück.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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