Sport: „Kein Olympionike nagt am Hungertuch“ Uefa greift gegen 23 Klubs durch
Judoka Ole Bischof hat seine Karriere beendet. Im Interview spricht er über die Gründe dafür
Stand:
Herr Bischof, wann haben Sie sich dazu entschieden, Ihre Karriere zu beenden?
Nach der extrem anstrengenden Qualifikation für London und dem großen Erfolg mit der Silbermedaille wurde mir klar, dass ich entweder bis zu den nächsten Olympischen Spielen weitermache, oder meine Karriere jetzt beende. Judo ist eben eine olympische Sportart.
Was heißt das für Sie?
Es gibt Sportarten, dazu zählt auch Judo, die nur alle vier Jahre im Fokus der Öffentlichkeit stehen und in denen eine Olympiamedaille vielleicht noch mehr zählt als in anderen Sportarten. Ein dritter Platz bei Weltmeisterschaften kickt mich nicht mehr, da kann ich nichts mehr erreichen. Daher will ich nun ein neues Kapitel aufschlagen und werde bei einem Beratungsunternehmen arbeiten.
Ihr ehemaliger Trainer Frank Wieneke war auch Olympiasieger im Judo. Es ist nicht unüblich, dass ehemalige Weltklassesportler direkt die Trainerlaufbahn einschlagen. Warum gehen Sie einen anderen Weg?
Ich brauche zunächst Abstand, ich mache ganz bewusst einen Cut. Aber vielleicht komme ich als Judotrainer irgendwann zurück. Judo ist eine Schule fürs Leben. Hier wird Fairplay von klein auf gelehrt. Der Sport hat es verdient, mehr im Mittelpunkt zu stehen. Wenn ich als Olympiasieger dazu beitragen kann, werde ich das tun.
Wie hat sich Ihr Leben nach Gold 2008 verändert?
Ich war zuvor schon Europameister, daher wurde ich in der Szene bereits gekannt. Als Olympiasieger ist das aber ein völlig anderes Level. Man bricht aus dem Kreis der eigenen Sportart aus. Es geht los mit zwei, drei Fernsehauftritten noch am Tag des Olympiasiegs. Dann ist meist erst einmal Pause. Und je nachdem, wie gut man diese ersten Pressetermine meistert, geht es zurück in Deutschland weiter. Es gibt unzählige Einladungen zu Dinnern, Abendterminen. Das ist eine Eintrittskarte, um Kontakte zu knüpfen. Ich habe unfassbar viele Menschen kennen gelernt.
Sie haben Ihre neuen Kontakte offensichtlich genutzt, waren nach dem Olympiagold in vielen Game- und Talkshows.
Für „Schlag den Raab“ hatte ich mich vorher schon beworben, da wollte ich den Moderator knacken, was leider nicht geklappt hat. Bei all den anderen Auftritten wollte ich für den Judosport werben – aber natürlich auch für mich. So bin ich auch an Sponsoren gekommen.
Robert Harting hat nach seinem Olympiasieg im Diskus die zu geringen Prämienzahlungen für Olympiamedaillen beklagt. Wie stehen Sie dazu?
Robert hat absolut recht. Und es geht dabei auch nicht ums reicher werden. Für uns beide waren die Prämien eh fixiert. Es geht um unsere nächste Generation an Sportlern. Ich hatte das Glück, von meinem Sport leben zu können. Durch Sponsoren und die Sporthilfeförderung. Olympioniken nagen nicht am Hungertuch aber wenn das Umfeld verbessert wird, könnten wir 2016 mehr Medaillen gewinnen.
Was sind dann die drängenden Probleme im Leistungssport?
Eindeutig die mediale Präsenz. Wäre sie für Randsportarten größer, könnten wir uns selber vermarkten. Aber wie sollen wir Prominenz aufbauen, wenn wir nur einmal in vier Jahren in der Öffentlichkeit stehen? Das ist der größte Knackpunkt.
Sie haben an zwei Olympischen Spielen teilgenommen. Judo findet immer zu Beginn der Wettbewerbe statt. Sind Sie anschließend noch vor Ort geblieben?
Ja. Vielleicht lag es daran, dass wir Judoka so erfolgreich abgeschnitten haben: Aber wir mussten im Gegensatz zu anderen Sportlern, die weniger erfolgreich waren, nicht abreisen.
Athleten wurden gezwungen abzureisen?
Das kann ich nicht genau sagen. Aber einige durften aus Platzgründen nicht auf das Schiff MS Deutschland. Wir auf jeden Fall hatten viel Spaß.
Also sind Sie mit der MS Deutschland zurück nach Hamburg gefahren?
Ja, es war genial.
Viele Athleten sahen nach der Überfahrt müde aus. Man hörte, dass ordentlich gefeiert wurde.
Ohne zu viel zu verraten: Als ich meine Kabine bezog, dachte ich, dass sie direkt neben dem Maschinenraum liegt. Dann habe ich festgestellt, dass nebenan die Hockeyjungs feierten.
Interview: Nicolas Diekmann
Nyon - Die Europäische Fußball-Union Uefa treibt ihre Bemühungen um wirtschaftliche Vernunft im Fußball voran und hat die Preisgelder von 23 Vereinen vorläufig eingefroren. Den Klubs wird vorgeworfen, ausstehende Zahlungen an andere Teams, Spieler oder Steuerbehörden nicht geleistet zu haben. Dies verstößt gegen die Regeln des Financial Fairplays, mit denen man künftig ökonomische Auswüchse verhindern will. Deutsche Vereine sind von den Strafen nicht betroffen.
„Es scheint, dass einige die Botschaft nicht verstanden haben“, sagte Karl- Heinz Rummenigge, Vorsitzender der Klub-Vereinigung ECA und zugleich Vorstandschef des FC Bayern München. Bis zum Ende des Monats müssen die Vereine ihre Zahlungen leisten, sonst werden die für diese Saison zu erwartenden Preisgelder von der Uefa weiter einbehalten. Zu den bestraften Clubs gehören unter anderem Atletico Madrid, der FC Malaga sowie Rubin Kasan, Fenerbahce Istanbul und Sporting Lissabon.
Kernpunkt der Idee des Financial Fairplay ist, dass Vereine nicht mehr Geld ausgeben, als sie erwirtschaften und dadurch die Schuldenspirale gestoppt wird. Im Jahr 2011 lag der Schuldenstand im europäischen Fußball laut Uefa bei 1,7 Milliarden Euro und damit erstmals seit Jahren stabil auf dem Vorjahresniveau.
Das einbehaltene Geld geht in die Millionenhöhe. In der Champions League beträgt allein die Startprämie 8,6 Millionen Euro. In der Europa League bekommt jeder Klub 1,3 Millionen Euro Antrittshonorar. Die Uefa strebt eine strikte Finanzkontrolle im europäischen Fußball an. „Wer sich nicht an die Regeln hält, wird Schwierigkeiten bekommen“, hatte Präsident Michel Platini erklärt. Mit der Saison 2014/ 15 droht Vereinen, die gegen das Financial Fairplay verstoßen, im schlimmsten Fall der Ausschluss aus dem Europapokal. dpa
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: