
© Tobias Reichelt
Landeshauptstadt: Kein Platz für Förderschulen
Zum Sommer wird eine der beiden Kleinmachnower Schulen für Kinder mit Behinderungen und Lernschwächen schließen. Auch um die Zukunft der anderen ist es nicht gut bestellt
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Kleinmachnow - Die Auswahl an Schulen in Kleinmachnow ist gewaltig – doch das breite Angebot wird ab Sommer um einen entscheidenden Faktor schrumpfen: Eine der zwei Förderschulen im Ort soll nun definitiv aus der Schullandschaft verschwinden – auch um die Zukunft der zweiten ist es nicht gut bestellt.
Wie Thomas Schulz, Leiter des Fachbereichs Schule im Landratsamt, am gestrigen Mittwoch den PNN mitteilte, wird die Kleinmachnower Albert-Schweitzer-Förderschule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung zum Ende des Schuljahres schließen. Bislang war geplant, dass die im Erlenweg noch verbliebenen Schüler dann an die zweite Förderschule im Ort, der Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten am Schleusenweg, wechseln. Dafür sollte der zum Teil marode Förderschulschulstandort vom privaten Träger Oberlinhaus saniert, umgebaut und langfristig auch als Grundschule für alle Kinder – mit oder ohne Behinderung – weiterentwickelt werden. Doch der Plan ist nun vom Tisch.
Oberlin wird die zweite Förderschule nicht übernehmen und damit auch nicht sanieren, sagte Schulz. Die Kinder der Albert-Schweitzer-Schule – nach derzeitigen Berechnungen sind es nur noch zwei – sollen stattdessen zum neuen Schuljahr am Kleinmachnower Schulcampus der Evangelischen Hoffbauer-Stiftung untergebracht werden. Dort werden sich Hoffbauer und das Teltower Diakonissenhaus um sie kümmern. Es ist eine Lösung, die den Kreis kein Geld kostet – „eine vernünftige Lösung“, sagte Schulz.
Doch das sehen nicht alle so. Der Kleinmachnower CDU-Politiker und Landtagsabgeordnete Ludwig Burkardt kann angesichts der neuen Pläne nur mit dem Kopf schütteln. Nicht nur, dass der Kreis eine Förderschule schließt, er sägt auch am Grundgerüst der zweiten: „Die Kinder in der Förderschule ,Lernen’ harren in einer Baracke aus“, sagt Burkardt. Er hält die Zustände an der Schule für unzumutbar und fordert vom Kreis, den Bau zu renovieren. „Die Zukunft der Förderschule bleibt sonst völlig in der Luft hängen.“
Tatsächlich ist die langfristige Zukunft der Schule ungewiss. „Wir sehen die Schule in den nächsten drei bis vier Jahren als bestandskräftig an“, teilte Landratsamtsmitarbeiter Schulz lediglich mit. Angesichts der Inklusionspläne vom Land – wonach alle Kinder, ob behindert oder nicht, künftig gemeinsam beschult werden sollen – hätte die Schule ohnehin keine Zukunft, sagte Schulz. Warum sollte der Kreis also noch investieren?
Die Inklusion jedoch ist vom Land derzeit auf Eis gelegt. Wie lange es Förderschulen wie die am Schleusenweg in Kleinmachnow noch geben wird, ist also tatsächlich unklar. „Wir tragen uns mit dem Gedanken, die Schule von außen ein bisschen aufzuhübschen“, sagte Schulz. Er wies die Kritik am Zustand des Hauses zurück. Der Kreis habe zuletzt 370 000 Euro in die Schule investiert, um die Brandschutzauflagen zu erfüllen.
Aber reicht das? Der freie Träger Oberlin wollte bis zu zwei Millionen Euro investieren, der Kreis das Projekt mit weiteren 500 000 Euro bezuschussen. Dass etwas gemacht werden muss, ist offensichtlich: Die Farbe vom Putz der Schule ist abgeblättert. Auch im Inneren wirkt das Haus alles andere als modern. Erst im November war in einem der Räume ein Teil einer Zwischendecke heruntergekracht.
Immerhin hält sich der Kreis noch eine Option für das Haus am Schleusenweg offen: Das Diakonissenhaus hat seine grundsätzliche Bereitschaft angekündigt, statt des Oberlinhauses die Trägerschaft der Schule zu übernehmen, sagte Schulz. Wann? Das ist bislang offen.
Inklusion, das ist die Gleichbehandlung von Menschen mit und ohne Behinderung. Ziel der Inklusion an Schulen ist, gemeinsam zu lernen. Dafür ist im Land Brandenburg ein „Pilotprojekt Inklusion“ gestartet worden. Daran beteiligen sich seit bereits zwei Schuljahren 84 Grundschulen und Oberschulen mit Grundschulteil. Dabei sollen Erfahrungen von Regelschulen gesammelt werden, an denen auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Das Pilotprojekt ist allerdings umstritten, weshalb die rot-rote Landesregierung die Inklusion für alle Schulen zunächst auf Eis gelegt hat. Eine Entscheidung über ein Inklusionsgesetz mit einem Rechtsanspruch auf gemeinsamen Unterricht in Grundschulen sieht das Land erst für die nächste Legislaturperiode nach der Landtagswahl 2014 vor. (tor)
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