zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kein Platz für Rollstühle

Kritik im Behindertenbeirat an Verkehrsbetrieb

Stand:

Die strikte Durchsetzung von Sicherheitsrichtlinien in Linienbussen führt für Rollstuhlfahrer zu massiven Problemen, weil sie häufig nicht befördert werden können. Dies wurde im Behindertenbeirat deutlich, zu dessen gestriger Sitzung auch Vertreter des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) eingeladen waren.

Das Hauptproblem: Pro Bus wird nur noch ein Rollstuhl mitgenommen. Früher, so berichteten Mitglieder des Beirats, wären es immer zwei gewesen. „Wenn bei Einrichtungen wie dem Berufsbildungswerk oder den Behindertenwerkstätten auf Hermannswerder viele Rollstuhlfahrer zugleich Busse nutzen wollen, müssen lange Wartezeiten in Kauf genommen werden“, sagte Beiratsmitglied Jürgen Becker. Auch andere Mitglieder des Gremiums bestätigten solche Beobachtungen.

Steffen Ott, bei den Verkehrsbetrieben für den Vertrieb zuständig, versuchte die neue Regelung mit einer Richtlinie der Europäischen Union zu erklären. „Sie gilt seit 2005 und definiert den Stellplatz“, so Ott. Danach dürften die Busse seines Unternehmens nur so viele Rollstühle mitnehmen, wie in der Zulassung angegeben. Jedoch räumte Ott ein, habe es in der Vergangenheit beim ViP eine „laxere Haltung“ in dieser Frage gegeben. Doch nun werde die Reglung konsequent umgesetzt. „Es gab Unfälle, bei denen sich Rollstühle selbstständig gemacht haben – dann sind die Fahrer oder wir haftbar.“

Angeregt wurde so die Wiedereinführung eines Behindertenfahrdienstes durch die Stadt Potsdam. Dem widersprach Helmut Erker, der Behindertenbeauftragte der Potsdamer Verwaltung. „Dies wäre ein Rückschritt , weil es gegen den Gedanken verstößt, dass sich Behinderte ganz normal in die Gesellschaft integrieren“, so Erker. Heftigen Widerspruch erntete er dafür von Volkmar Näder, Stadtverordneter bei der CDU: „Ihren Idealismus in allen Ehren, aber hier geht es um Praktikabilität.“ Erker sagte später, er werde vor weiteren Schritten zunächst prüfen, wie viele Rollstuhlfahrer überhaupt von Problemen mit den wenigen Stellplätzen bei Bussen betroffen sind.

Kritik erhielt die ViP auch für ihr Agieren während der Feuerwerkersinfonie im Bornstedter Feld am 13. Juli. Obwohl sechs Wochen vorher angesprochen, sei an dem Abend keine Niederflurbahn vom Bornstedter Feld aus gefahren – Betroffene hätten sehr lange warten müssen. Nach der Feuerwerkersinfonie war auch ein Jugendlicher unter noch unklaren Umständen unter eine Tatra-Bahn geraten, weil deren Tür während des Fahren offen gewesen sein soll. H. Kramer

H. Kramer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })