
© Olaf Möldner
Sport: Kein Platz für Sentimentalitäten
VfL-Handballer empfangen den Oranienburger HC – den Ex-Klub ihres Trainers Jens Deffke
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Jens Deffke ist ein Vertreter der leisen Töne. Zumindest wenn er in der Mittagszeit zum Gespräch gebeten wird. Dann nämlich will der Handballtrainer des VfL Potsdam die Mittagsruhe seiner Schützlinge nicht stören – zwölf drei- bis fünfjährige Kinder, die der 38 Jahre alte Erzieher in einer Berliner Kita betreut. Am Sonntagnachmittag indes könnte sich die Lautstärke ändern: Dann steht Deffke am Spielfeldrand der MBS-Arena, wo er die Potsdamer Drittliga-Handballer im Heimspiel gegen den Oranienburger HC dirigiert.
Das zweite Saison-Heimspiel des VfL hat durchaus eine personelle Brisanz: Bis zum Ende der vergangenen Saison war Deffke Cheftrainer der jetzigen Gäste- Mannschaft. Nach zwei Jahren bei den Oranienburgern, die er erfolgreich in der Dritten Liga etabliert hatte, suchte Deffke eine neue Herausforderung – und fand sie in Potsdam. Diese bekam durch die Insolvenz des Vereins und den Umbau des Kaders weitaus größere Dimensionen als zunächst erwartet, doch krempelte der Berliner die Ärmel hoch: „Wir nehmen neuen Anlauf“, beschwor er seine Truppe, in der er viel Potenzial sieht.
Der Saisonstart geriet indes mit zwei Niederlagen holprig. Doch Deffke zählt Auftaktgegner Hannover und die Bundesliga-Reserve aus Minden zu den stärkeren Konkurrenten, die er am Ende der Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz erwartet. Beim Auswärtssieg in der vergangenen Woche beim MTV Altlandsberg attestierte Deffke seinem Team Fortschritte: „Die Abwehr und das Zusammenspiel mit dem Torwart sahen wesentlich besser aus.“
Daran soll die Truppe am Sonntag anknüpfen. „Mich interessiert dabei nur, dass wir zwei Punkte holen“, sagt der Trainer nüchtern und ohne Sentimentalitäten ob des vertrauten Gegners. Es sei für ihn kein besonders emotionales Spiel, meint Deffke. Und dass sein Ex-Verein nach einem Remis und zwei Niederlagen aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz rangiert, nimmt Deffke lediglich sachlich zur Kenntnis. „Ich konzentriere mich auf meine Arbeit hier in Potsdam“, betont er.
Dass sich dabei zu den bekannten Herausforderungen auch immer wieder neue gesellen, belegt der überraschende Wechsel des VfL-Kreisläufers Alexander Urban zum Oranienburger HC vor wenigen Tagen. Was die Oberhavelländer als Verstärkung bejubelten, ist für die Potsdamer ein Verlust. „Wenn ein so erfahrener Spieler geht, reißt das natürlich eine Lücke“, räumt Deffke ein. Gleichzeitig bedeute das eine Chance für den Nachwuchs. So trainieren inzwischen die beiden A-Junioren Casper Jacques und Maximilian Borrmann regelmäßig im Drittliga-Kader. Beide Spieler kamen bereits in Altlandsberg zum Einsatz, nachdem der VfL bereits deutlich in Führung lag, so dass sie ohne Druck spielen konnte.
Auf Oranienburger Seite steht bei dem Derby ein alter Potsdamer Bekannter in der Coachingzone: Christian Pahl. Der einstige VfL-Torhüter dürfte jedoch genauso wenig Sinn für Wehmut haben wie sein Gegenüber Deffke. Nach den OHC-Pleiten zuletzt vor heimischer Kulisse gegen SV Henstedt-Ulzburg und vor allem vor zwei Wochen gegen Aufsteiger Habenhausen rang Pahl um Worte: „Das ist nicht erklärbar.“ Am Sonntag wird es daher sicher mit klaren Ansagen lautstark zugehen – auf beiden Seiten.
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