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Sport: Kein Platz für Stehgeiger

Fußball-Regionalliga: Babelsberg 03 und Rot-Weiß Erfurt lieferten sich beim 1:1 ein packendes Spiel

Stand:

Die Fußballer von Babelsberg 03 und Rot-Weiß Erfurt kamen sich gestern so nah, wie man sich eben nahe kommt, wenn man sich erstmals nach gut siebenjähriger Pause wieder in einem Pflichtspiel gegenübersteht. Das letzte Kräftemessen beider Vereine um Regionalliga-Punkte datierte vom Frühjahr 2000 und ging 1:1 aus. Gestern Nachmittag sahen insgesamt 3469 Zuschauer im Karl-Liebknecht-Stadion eine Wiederholung dieses Endresultates. Und sie könnten zu der Gewissheit gekommen sein, dass es bis zum nächsten Vergleich in der dann installierten dritten Bundesliga nicht annähernd so lange dauern muss...

Das Spiel bot alles, was den Fußball auf dieser Leistungsebene attraktiv macht: Ein hohes Maß an Spannung, Tempo, schnelles Umschalten bei eigenem Ballbesitz und auch ansehnliche spieltechnische Präzision. Und es zeigte dem aufmerksamen Beobachter, wieviel an Selbstvertrauen der Aufstieger seinem zwei Wochen zurück liegenden 3:1 bei Eintracht Braunschweig abgewinnen konnte. Babelsberg 03 wirkte lange nicht so stilsicher und willensstark wie gegen die von gut 600 stimmungsvollen Anhängern unterstützten Thüringer.

Die Gastgeber gestalteten die erste Hälfte leicht überlegen. Wie Erfurts Abwehrstratege Matthias Holst hinterher bestätigte, waren er und seine Mitspieler doch reichlich überrascht von der sportlichen Substanz des Kontrahenten. Pavel Dotchev, der Trainer des FC Roß-Weiß, sagte nach Spielende sinngemäß, dass seine Spieler erst ab Mitte der zweiten Halbzeit den von ihnen gewohnten Standard anboten. Zuvor stand nach Tim Felsenbergs Führungstor (47.) eine viertelstündige Phase, in der die Thüringer ihrer ersten Saisonniederlage ganz nah waren.

Die gute Qualität und der unbedingte Wille zum Erfolg ließ sich durch alle Bestandteile der Babelsberger Mannschaft nachweisen. Shergo Biran etwa überzeugte vorn durch körperliche Finessen und die Fähigkeit zum Halten und Abschirmen des Spielgerätes. Im gut aufeinender abgestimmten Mittelfeld wirkte Manuel Stiefel bis zu seiner Auswechslung sehr engagiert und auffällig. Patrick Moritz, bisweilen am ehesten mal zur Kunstpause neigend, hielt gestern bis in die Schlussphase hinein das Tempo. Und dass Björn Laars mit seiner Ruhe und dem Blick für das Spiel eigentlich unverzichtbar für die Babelsberger Abwehr ist, zeigte sich gestern aufs Neue. Erfurts auf permanenten Druck bedachte Spielanlage, dies zeigte sich nach hinten heraus, hätte eine Mannschaft mit so genannten Stehgeigern auch unweigerlich in die Niederlage geführt. Nach dem Ausgleich, der absolut verlässliche SVB-Torhüter Sven Roggentin war gegen Albert Bunjakus Kopfball nach vorangegangenem Eckball ohne Chance (77.), dominierten die Erfurter den Schlussgang dieser dramatischen Partie, die keinen Verlierer verdient hatte.

In der Verfassung des Erfurt-Spiels ist Babelsberg 03 auch am Mittwoch ab 19.30 Uhr beim 1.FC Union nicht chancenlos.

Babelsberg 03: Roggentin; Jonelat, Laars, Lukac, Rudolph; Felsenberg, Stiefel (55. Hartwig), Moritz, Ahmetcik (81. Mutschler); Biran, Ben-Hatira (76. Türkkan).

Thomas Gantz

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