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Von Jan Brunzlow: Kein Raum für Fahrräder
Stiftung setzt Parkordnung durch / „Ermessensspielraum“ bei Ordnungsgeld
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Sanssouci - Die Warnschilder sind groß, die Entrüstung ebenso. „Das ist eine Riesensauerei“, sagte Harald Ermann, nachdem er zehn Euro zahlen musste. Er war gestern Vormittag gemeinsam mit seiner Frau auf Fahrrädern vor den Sanssouci- Terrassen unterwegs, als Bernd Regen vom Stiftungs-Ordnungsdienst ihn anhielt, belehrte und ein Ordnungsgeld in Höhe von zehn Euro verhängte. Denn Fahrradfahren in den Schlossparks ist nur auf wenigen ausgewiesenen Wegen erlaubt. Wie Stiftungs-Sprecher Dr. Ulrich Henze gestern auf Nachfrage sagte, steige die Akzeptanz der Parkordnung. Die Beschwerden und Verstöße seien rückläufig. Allerdings ist die Stiftung auf die freiwillige Zahlung durch die Erwischten angewiesen. Denn bislang verhängte Bußgelder hat die Stiftung noch nicht gerichtlich vollstrecken können, selbst die Potsdamer Stadtverordneten haben das Eintreiben der Bußgelder für die Stiftung durch die Stadtverwaltung bislang abgelehnt.
Auch Harald Ermann hat sofort gezahlt, wenn auch nur widerwillig. Er sei über den Ökonomieweg vom Neuen Palais aus in den Park gefahren und sei dann links in einen kleinen Weg abgebogen, beschreibt er seine Route. „Da stand kein Schild, dass Radfahren hier verboten ist.“ Es hat ihn auch zuvor keiner aufgehalten, weder die Parkmitarbeiter noch andere Besucher. Bernd Regen hat einen gewissen Ermessensspielraum beim Verhängen des Ordnungsgeldes, sagt er. Dass die Ermanns aus Würzburg zahlen mussten, habe an ihrem Verhalten gelegen. Sie haben das Fahrrad nicht geschoben, sondern wollten gerade fahrend die Rampen zum Schloss erklimmen. Wie es schon andere Besucher des Parkes gestern Morgen, als noch kein Ordnungsdienst unterwegs war, geschafft haben. Ermanns haben danach den Park verlassen, die Fahrräder schoben sie zum Ausgang.
Dass die Gartenpfleger des Welterbeparks sich nicht einmischen, wenn Radfahrer vorbeikommen oder Besucher sich falsch verhalten, hat laut Henze auch einen Grund. Sie sollen nicht in Konfliktsituationen kommen, sagte Henze. Dafür seien sie nicht geschult. Dass die Stiftungsmitarbeiter, die mit ihren Dienstfahrrädern in den Park dürfen, ihre Räder wie gestern Morgen an einem Baum auf der Grünfläche beziehungsweise an den historischen Gebäuden anlehnen, dafür haben Besucher wie die Ermanns dann allerdings wenig Verständnis. Sie sind dennoch geduldig und lassen sich von Ordnungsdienstmitarbeiter Bernd Regen, der einen zweiten Mann mit der Aufschrift „Sicherheitsdienst“ auf dem Shirt bei sich hat, belehren.
Zwischenfälle wie die im Januar 2008 zwischen Wolfgang Joop und einem Parkwächter gebe es nicht mehr, hieß es gestern. Damals hatte Joop sich über das freche Auftreten des Ordnungsdienstes beschwert und hatte Strafanzeige gegen den Mitarbeiter gestellt. Dieser wies die Vorwürfe zurück und stellte seinerzeit Strafanzeige gegen Joop. Am Ende zogen beide ihre Anzeigen zurück, der bislang öffentlichste und medienwirksamste Streit über die Parkordnung und ihre Auswirkung ging damit zu Ende. Es sei ohnehin nur ein kleiner Prozentsatz der Besucher, die gegen die Parkordnung verstoßen, sagte Stiftungs-Sprecher Henze. Neuestes Vorhaben ist der Ausbau des Weges am Jungfernsee im Neuen Garten. 160 000 Euro werden dort investiert, damit der Weg Fahrradtauglich wird. Seit einigen Tagen wird daran gearbeitet, Ende August soll der Weg breiter und fertig ausgebaut sein.
Übrigens: Clever hat sich gestern eine junge Frau angestellt, die auf der Hauptallee zwischen Neuem Palais und dem Schloss Fahrrad fuhr. Sie sprach den Ordnungshüter auf Englisch an, wollte kein Wort Deutsch verstehen und kam dadurch mit der knappen Belehrung „not here in this parc with the bicycle“ – frei übersetzt, in dem Park ist Fahrradfahren nicht erlaubt – davon.
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