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Landeshauptstadt: Kein Reklamepuzzle an Kolonnaden

Neues Marketingkonzept der Schlösserstiftung: Besucherzentrum im Palais-Keller und Sanssouci-Bus

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Neues Marketingkonzept der Schlösserstiftung: Besucherzentrum im Palais-Keller und Sanssouci-Bus Von Erhart Hohenstein Am kolossalen Stahlgerüst, mit dem die Kolonnaden gegenüber dem Neuen Palais eingehaust wurden, wird es kein Reklamepuzzle geben. Das erklärte Dr. Tilmann von Stockhausen, der Marketingchef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, gegenüber den PNN. Vorgesehen sei vielmehr eine großflächige Werbung von zwei, drei Unternehmen. Sie wird auch nicht aufgeklebt, sondern in die lichtdurchlässige Folie eingedruckt, die sich zum Schutz der Kolonnaden über das Gerüst spannt. Die Werbung, die durch eine beauftragte Agentur akquiriert wird, soll zusätzliche Einnahmen bringen, die für Restaurierungsmaßnahmen eingesetzt werden. Die Absicht der Stiftung, die Baustelle für die Touristen zur „Schaustelle“ zu machen, auf der sie die bis 2011 andauernde Sanierung und Restaurierung des Sandsteinbauwerks mitverfolgen können, werde nicht beeinträchtigt. Ohnehin sei diese Art der Werbung eine Ausnahme, die allenfalls an Baugerüsten, nicht aber an den Baudenkmalen selbst möglich ist. Der promovierte Kunsthistoriker, der im April die Leitung der neu gebildeten Abteilung Marketing übernommen hat, steht vor der Aufgabe, neue Angebote für Besucher- und Kundengruppen zu entwickeln, die Palette der Veranstaltungen zu erweitern, Sponsoring und Fundraising (Spendensammeln) zu intensivieren und die stiftungseigene Veranstaltungsorte zu vermarkten. Dadurch sollen mehr Besucher angelockt und die Eigeneinnahmen gesteigert werden. Dabei baut v. Stockhausen auf solidem Fundament. So war im Vorjahr erstmals ein spezielles Angebot für Schüler und Lehrer vorgelegt worden. Auch in der Saison 2005 werden beispielsweise wieder „Ein Fest beim König“, auf dem die Kinder das Hofzeremoniell Friedrichs II. erlernen, das Leben der Königin Luise und ihrer Familie auf Schoss Paretz, wo sich die Teilnehmer als Prinzen verkleiden, oder „Göttliche Lovestories“ in den Neuen Kammern vermittelt, die anschließend in der Museumswerkstatt der Stiftung zeichnerisch dargestellt werden. Originell ist die Offerte, den Kindergeburtstag in historischen Kostümen in einem der Schlösser zu feiern. Neben den Angeboten an die junge Generation, „die Besucher von morgen“, liegen dem Marketingleiter die Sonderveranstaltungen zum zehnten Jahrestag der Stiftung besonders am Herzen. Sie ermöglichen den Teilnehmern mit leitenden Mitarbeitern der Stiftung oder auch mit Kulturministerin Johanna Wanka zwanglos ins Gespräch zu kommen. Am 9. Oktober wird Generaldirektor Hartmut Dorgerloh während einer Tageswanderung alle fünf Aussichtstürme der Stiftung besteigen. Das können Interessenten aber auch ohne prominente Begleitung, denn zur Saison wird für fünf Euro ein „Turmticket“ angeboten, das als Ansichtspostkarte gestaltet ist. Hauptevent der Saison wird wieder die Schlössernacht am 20. August sein. Dafür waren bekanntlich die Karten in wenigen Stunden vergriffen; einige werden jetzt durch „Großeinkäufer“ zu Überpreisen im Internet angeboten. Für 2006 soll deshalb eine gerechtere Lösung gefunden werden. Der Marketingchef weist aber auch darauf hin, dass zusätzlich am Vorabend der Schlössernacht (19.8.) ein Open-Air-Konzert für 5000 Besucher am Neuen Palais ins Programm genommen wurde und das dreitägige Charlottenburger Schlossgartenfest (1. bis 3.7) eine Alternative bietet. Zu den perspektivischen Aufgaben, die Tilmann von Stockhausen zu lösen hat, zählt das neue Besucherzentrum auf dem Gelände der Historischen Mühle. Durch Sanierung bestehender und Wiederaufbau zerstörter Gebäude soll hier eine zeitgemäße Betreuung der Besucher ermöglicht werden. Die Planungen für das Projekt, das die Stiftung durch einen privaten Investor realisieren lassen will, laufen bereits. Gleiches ist am Neuen Palais vorgesehen. Von der Errichtung eines Neubaus habe man sich verabschiedet, erklärte v. Stockhausen, für ein Besucherzentrum sollen vorhandene Baulichkeiten genutzt werden. Dabei denke er unter anderem an das Kellergeschoss unter dem Palais. In diesem Bereich fehlt es auch an einer zufrieden stellenden gastronomischen Versorgung, zumal der Pachtvertrag für die als Gaststätte genutzte Baubaracke in absehbarer Zeit ausläuft, die dann aus denkmalpflegerischen Gründen abgerissen werden soll. Einem Investor das Südtorgebäude zum Ausbau anzubieten, hatte bisher keinen Erfolg. Der Marketingchef informierte aber die PNN, dass im Außenbereich des Südtorgebäudes ein Sommergarten eingerichtet werden soll. „Wenn die Planungen abgeschlossen sind und die entsprechenden Genehmigungen vorliegen, könnte er als gastronomische Einrichtung noch in dieser Saison eröffnet werden“, erklärte er. Ohne den Wert der beiden Schlösserbuslinien 692 (Cecilienhof/Marmorpalais) und 695 (Sanssouci/Orangerie/Neues Palais) und die teilweise Erreichbarkeit mit Straßenbahn und Regionalzug in Frage zu stellen, hält der Marketingleiter wesentliche Verbesserungen bei der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr für möglich und notwendig. Darüber will er mit dem Verkehrsbetrieb Gespräche führen. So würden die Touristen am Hauptbahnhof unzureichend informiert, wie sie die Schlösser und Gärten erreichen. Wünschenswert wäre eine Buslinie rund um den Park Sanssouci. In die Zielstellung, die Eigeneinnahmen der Stiftung zu erhöhen, ordnen sich Fundraising und Sponsoring ein, für die in der Marketingabteilung eine eigene Stelle eingerichtet wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung macht weitere Millionenspenden, wie durch Otto- und Reemtsma-Stiftung für den Pfingstberg, eher unwahrscheinlich. Gewachsen sei jedoch die Bereitschaft, kleinere Restaurierungsvorhaben von 500 bis zu 50 000 Euro zu unterstützen. Dafür biete sich beispielsweise die Finanzierung von Ruhebänken an, deren Zahl in den Parken erhöht werden soll. Demnächst will die Marketingabteilung einen Angebotskatalog vorlegen, der die Objekte für Fundraising auflistet. Noch nicht voll ausgeschöpft sieht v. Stockhausen auch Fördermöglichkeiten unter anderem seitens der EU. Hier liege ebenfalls eine Quelle, den auf 300 Millionen Euro angewachsenen Investitionsstau bei der Sanierung und Restaurierung abzubauen.

Erhart Hohenstein

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