
© Kitty Kleist-Heinrich
Landeshauptstadt: Kein Satz für jede Klasse
Schulleiterin: In der neuen Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule reichen die Schulbücher nicht
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Potsdam-West - Im zweiten Jahr ihres Bestehens hat die Potsdamer Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule noch immer nicht genügend Lehrbücher für ihre Schüler. Die Schule in der Haeckelstraße habe eine sehr engagierte Lehrerschaft, aber „man kann nicht mit allen Klassen an einem Tag Deutsch machen“, erklärt Elternvertreterin Katrin Pamp. Grund: Die Schulbücher reichen nicht. Daher finden sogenannte A- und B-Wochen statt – mit wechselnden Stundenplänen, damit nicht zwei Parallelklassen womöglich zur gleichen Stunde das gleiche Fach haben. „Die Lehrer schleppen die Klassensätze von Raum zu Raum mit“, berichtet Katrin Pamp. Sie selbst arbeite an einer Schule in Teltow, dort gebe „es Lehrmittel, davon kann mein Sohn in Potsdam nur träumen“.
Schulleiterin Kirsten Schmollack bestätigte den PNN das Schulbuchproblem. Für die drei siebenten Klassen liege beispielsweise nur ein Klassensatz Biologie-Bücher vor. „Ich würde mir wünschen, für alle Schüler ein Leihexemplar zu haben“, so die Schulleiterin. Die Realität sei aber, dass keine Schule in Potsdam in der Lage sei, jedem Schüler alle Schulbücher zu leihen. Das hat Auswirkungen auf das Lernen oder Hausaufgabenmachen im Elternhaus: „Nicht jeder Schüler hat jedes Buch zum Mitnachhausenehmen“, so die Schulleiterin.
Die Stadtverwaltung Potsdam, zuständig für die Schulhäuser einschließlich der Ausstattung mit Lehrmitteln, verwies auf PNN-Anfrage auf das Brandenburgische Schulgesetz. Die darin enthaltene Lernmittelverordnung lege Mindestbeträge fest, die der Schulträger pro Schuljahr und Schüler bereitzustellen habe. Für weiterführende Schulen betrage dieser Wert derzeitig 44 Euro pro Schuljahr und Schüler.
Der Schulleiterin zufolge hat die Gesamtschule, in der nun – nach dem zweiten Jahr – siebente und achte Klassen unterrichtet werden, insgesamt 84 Schüler. Somit bekomme die Schule mit 5000 Euro pro Jahr sogar mehr Geld von der Stadt, als ihr laut Schulgesetz mindestens zustehen – doch es reiche trotzdem nicht. „Ich habe schon zur Schulgründung gesagt, 5000 Euro sind zu wenig“, sagt Kirsten Schmollack: „Es kann vorn und hinten nicht reichen.“ Die Schüler hätten zehn bis zwölf Fächer; von den 29 Euro, die die Eltern jährlich zusteuern müssen, könne kaum mehr als ein Buch gekauft werden, von den 44 Euro noch einmal höchstens zwei.
Die städtische Schulverwaltung erklärte weiter, seit der Eröffnung der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule zum Schuljahr 2011/12 seien rund 14 800 Euro für Schulbücher bereitgestellt worden – und darüber hinaus 24 000 Euro für Unterrichtsmittel sowie weitere 185 800 Euro für Schulinventar, IT-Technik und höherwertige Lehrmittel.
Und auch einen Ausblick gibt die Stadt: Für das Jahr 2013/14 stünden der Schule für 191 Schüler insgesamt 20 000 Euro für Unterrichtsmittel und 15 000 Euro für Schulbücher zur Verfügung.
„Bücher sind wichtige Grundlagen des Lernens“, wirbt die Schulleiterin für eine bessere Ausstattung. Gerade eine neugegründete Schule habe nicht die Chance, auf ältere Bestände zurückzugreifen. Aber auch diese Möglichkeit hat Grenzen: Als sich Kirsten Schmollack Bücher der eingestellten Goethe-Gesamtschule holen wollte – „die sind super kooperativ“ –, habe sie feststellen müssen, dass viele Bücher bereits nach fünf Jahren veraltet und nicht mehr zugelassen sind.
Dankbar ist die Schulleiterin für alle Eltern, die von sich aus ihren Kindern neue Schulbücher kaufen. Zu diesen gehört Katrin Pump, die mit einem tiefen Ausatmen erklärt, sie wisse, dass sie für ihr Kind „von nun an jedes Jahr mit 200 Euro Büchergeld dabei ist“.
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