
© Michael Urban
Von Erhart Hohenstein: Kein Tanz im Marmorsaal
Deckenkonstruktion zwischen Festsälen im Neuen Palais wird nicht erneuert
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Nach gründlichen Untersuchungen zur Tragfähigkeit und zum Schädlingsbefall hat die Schlösserstiftung ihre Entscheidung zur instabilen Zwischendecke zwischen Marmor- und Grottensaal im Neuen Palais getroffen. Wie Generaldirektor Hartmut Dorgerloh vor der Studiengemeinschaft Sanssouci mitteilte, wird die statisch unzureichende Deckenkonstruktion aus der Erbauungszeit erhalten, also nicht erneuert. Nur in im Übergangsbereich zum anschließenden Vestibül (Tanzsaal) sei ein Eingriff unerlässlich. Vorgesehen ist die Überbrückung der Gefahrenstelle, wofür als Auflage einer der Pfeiler des darunter liegenden Grottensaal genutzt werden soll.
Mit dem Verzicht auf die Erneuerung der Deckenkonstruktion muss der kostbare Fußboden des Saals nicht aufgenommen werden, wodurch er zu einem erheblichen Teil verloren gegangen wäre. Steinrestaurator Stefan Klappenbach kann die Restaurierung des mit Blumenmotiven farbig ausgelegten, europaweit kostbarsten und mit 516 Quadratmetern (entspricht der Grundfläche eines stattlichen Einfamilienhauses) größten Marmorfußbodens der Barockzeit an Ort und Stelle weiterführen. In diesem Zusammenhang verwies Generaldirektor Dorgerloh auf die Aktion „Ein Quart Geschichte“, in der Interessenten mit Spenden ab 10 Euro einen finanziellen Beitrag zur Restaurierung der einzelnen Felder leisten können.
Mit ihrer Entscheidung für die Erhaltung der Deckenkonstruktion setzt die Stiftung auch Gerüchten ein Ende, wonach der Marmorsaal auf Wunsch der Bundesregierung wieder für Festveranstaltungen ertüchtigt werden soll, wie sie hier mit „Bestarbeiterbällen“ bis in die DDR-Zeit hinein stattfanden. Der Saal, dessen Tragfähigkeit Statiker jetzt mit 350 kg pro Quadratmeter berechnet haben, wird aber in den Schlossführungen weiter gezeigt. Dabei laufen die Touristen auf einer von Plexiglas überwölbten Route im Randbereich des Raumes.
Ziel zum Friedrich-Jahr 2012 sei, wenigstens eine der im Palais für die Königsfamilie und ihre Gäste eingerichteten Wohnungen wieder im ursprünglichen Zustand zu zeigen, erklärte der Stiftungschef. Dazu gehe die Restaurierung des Unteren Fürstenquartiers mit zwei Schlafzimmern, Schreibkabinetten, dem als barockem Bilderkabinett eingerichteten Tamerlanzimmer und demTressenzimmer, in den Inventaren auch „gewöhnliches Speisezimmer genannt, sowie dem Ovalen Kabinett planmäßig voran. Aber auch zahlreiche andere Räume, darunter die weithin unbekannten „Scherbenkabinette“, würden bis 2012 für das Publikum geöffnet. Zur Erst- oder Wiederöffnung bislang geschlossener Räume äußerte sich Dorgerloh nicht, dies solle für das Publikum eine Überraschung werden.
Der Generaldrektor machte deutlich, dass mit den vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin bis 2017 zur Verfügung gestellten Zusatzmitteln in Höhe von insgesamt 155 Millionen Euro die Substanz des Neuen Palais und anderer Bauten gesichert und wichtige Restaurierungsprojekte in Angriff genommen werden können. Für zahlreiche andere Aufgaben, so die originalgerechte Ausstattung der Schlossräume, benötige man jedoch weiter die Hilfe von Sponsoren.
Vorsichtig äußerte sich Dorgerloh zum Stand der Generalrestaurierung der Kolonnaden gegenüber dem Neuen Palais. Dort wurden in diesem Winter die Arbeiten vorerst eingestellt. Dennoch soll das Vorhaben im Friedrichjahr abgeschlossen werden. Zum 300. Geburtstag des Königs im Januar 2012 werde aber zunächst nur das Triumphtor in der Mitte der 1766 - 1769 errichteten Kolonnaden unverhüllt gezeigt. Von den 96 Säulen der Bogengänge und ihrem Überbau mit 42 Skulpturen und Trophäen könnten die Gerüste frühestens im August fallen.
Erhart Hohenstein
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