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Landeshauptstadt: Keine Absage an die Tradition

Neue Oberlin-Chefin Katharina Wiefel-Jenner plant Autisten-Wohnstätte und Neubau der Oberlinschule

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Babelsberg - Katharina Wiefel-Jenner leitet seit dem 1. Januar den Verein Oberlinhaus. Mit einem Festgottesdienst, gehalten von Landesbischof Wolfgang Huber, wird die Pastorin am kommenden Mittwoch offiziell in ihr neues Amt eingeführt. Sie löst damit Friedrich-Wilhelm Pape ab, der die diakonische Einrichtung seit 1984 leitete und nun in den Ruhestand geht. Bereits seit Oktober ist die promovierte Theologin in Potsdam, um sich in ihr neues Amt einzuarbeiten. Heute Mittag empfängt Oberbürgermeister Jann Jakobs die neue Leiterin der traditionsreichen Babelsberger Institution.

Strukturelle Veränderungen hatten im vergangenen Jahr zu Unmut und Irritation bei Mitarbeitern und Bewohnern der Einrichtung geführt. Die neue Vorsteherin betont, dass es keine Absage an Tradition und Schwesternschaft geben werde. Sie hoffe, dass sich der diakonische Geist über der Mitarbeiterschaft entfalte und ausdehne. Dafür bedürfe es die Unterstützung eines jedes Einzelnen. „Darauf hoffe ich.“

Große Aufgaben stehen an: In diesem Jahr ist der Bau einer Wohnstätte für Menschen mit Autismus geplant. Auf dem Gelände des Berufsbildungswerkes (BBW) in der Steinstraße soll ein Zuhause für zehn Jugendliche entstehen, sagt Wiefel-Jenner. Hier können ältere Jugendliche leben, die zwar noch in die Oberlinschule gehen, aber noch nicht ins BBW. Derzeit leben nur einzelne an Autismus Erkrankte im Oberlinhaus, ergänzt Pressereferentin Anja Härschel, andere erhalten Unterstützung vom hauseigenen Familienentlastenden Dienst oder leben in Psychiatrien. Derzeit sammelt die Einrichtung Spenden, um das Projekt zu verwirklichen. Benötigt werden individuelle Räumlichkeiten mit robusten Möbeln. Den Jugendlichen, die oft auch an einer geistigen Behinderung leiden, fehle die innere Struktur, erklärt Wiefel-Jenner. Mit Hilfe von stark ritualisierten Tagesabläufen und individueller Förderung könne ihnen das Leben erleichtert werden.

Im Bereich der Taubblindenarbeit werde der Ausbau des Kompetenzzentrums vorbereitet. Neben einer räumlichen Erweiterung wolle man das so genannte Trainingswohnen intensivieren. Das ist unter anderem wichtig für diejenigen Menschen, erklärt die Theologin, die in die Häuslichkeit zurückkehren, beispielsweise bei einer erworbenen Blindheit. Zudem ist beabsichtigt die ambulante Beratung auszubauen. In diesem Jahr feiert das Taubblindenheim sein 100-jähriges Jubiläum. Mit einem Festgottesdienst am 2. Juli, einer Ausstellung und einer Festwoche im August werde das Ereignis gefeiert, so Härschel.

Da die Oberlinschule zu klein geworden ist, will der Verein ein neues Gebäude errichten. 215 Schüler mit unterschiedlichsten körperlichen und geistigen Behinderungen besuchen die Ausbildungsstätte in Babelsberg. Schätzungsweise zehn Millionen Euro werde der Neubau kosten, sagt Wiefel-Jenner. Derzeit werde die Förderung beispielsweise durch das Land geklärt. Als Standorte stehen die Fläche neben der Taubblindenschule parallel zur Straße Alt Nowawes und das Gelände an der Rudolf-Breitscheid-Straße 138-142 zur Diskussion. „Eigentlich ist das eine kommunale Aufgabe“, so die neue Vorsteherin des Oberlinhauses, „eine Förderschule zu bauen.“ Doch in den vergangenen Jahren ist das nicht passiert. Der Bedarf an diesem speziellen Schulangebot sei groß, daher habe sich die diakonische Einrichtung entschlossen, dieses Projekt in die eigene Hand zu nehmen. Zudem gehe auch der Klinikneubau planmäßig voran. In diesem Frühjahr werde Richtfest gefeiert. Nach aufwändigen Innenausbauten sei dann die Fertigstellung der neuen Abteilung für Neuroorthopädie mit ihren zehn Plätzen für das erste Halbjahr 2007 angedacht.

Die neue Oberlin-Chefin Katharina Wiefel-Jenner studierte in Naumburg und Hamburg evangelische Theologie. In Hamburg-Volksdorf stand die 1958 Geborene ab 1999 als Rektorin dem „Kirchlichen Verein für Diakonie“ vor. Einer diakonischen Einrichtung mit Krankenhaus, Schwestern- und Altenpflegeheim. Nach einem Trägerwechsel sorgte sie zuletzt für die 25 dort lebenden Diakonissen, die ein neues Heim sowie eine wirtschaftlich und rechtliche Zukunft benötigten. Seit Herbst lebt die Ehefrau und Mutter zweier Kinder mit ihrer Familie in Potsdam.

Ulrike Strube

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