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Kampf gegen Kolosse. Robert Zimmermann (l.) hat es jetzt mit schwereren Gegnern als früher zu tun, so wie hier mit dem Japaner Keji Suzuki beim Grand Prix in Düsseldorf.

© imago

Von Michael Meyer: Keine Angst vor den ganz schweren Jungs

Potsdams neues Schwergewicht Robert Zimmermann will mit dem UJKC jetzt in der Bundesliga siegen

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Es ist einer dieser besonderen Kämpfe, vor denen Robert Zimmermann am Samstag ab 18 Uhr in Potsdam steht. Der Judoka empfängt mit dem UJKC zum Auftakt der 1. Männer-Bundesliga den JC 90 Frankfurt (Oder), gegen den die Potsdamer noch nie gewannen. „Diesmal aber ist es soweit“, glaubt Zimmermann an einen ersten Erfolg gegen jenen Klub, für den er von 2002 bis 2008 in der Bundesliga viele Siege erkämpft hatte, ehe ihn im Mai 2009 beim Training in Frankfurt ein Kreuzband- riss im linken Knie stoppte. Da war er als Soldat bereits nach Potsdam versetzt worden. „Gegen Frankfurt bin ich natürlich besonders motiviert.“ Fred Finzelberg und Thomas Pille, auf die er am Samstag in der Sporthalle Heinrich- Mann-Allee im Schwergewicht (über 100 Kilo) treffen könnte, „kenne ich in- und auswendig, genauso wie sie mich genau kennen“, meint der 22-Jährige. Und: „Beide sind schlagbar.“

Mit 1,90 Metern Körpergröße und 112 Kilo Gewicht ist Zimmermann eine imposante Erscheinung. Groß war er schon immer, so schwer noch nie. Der gebürtige Potsdamer begann 1994 beim UJKC mit dem Judo, probierte sich dann aber in anderen Sportarten wie Ringen, Handball, Fußball und Modernem Fünfkampf aus, ehe er bei Motor Babelsberg auf die Tatami zurückfand und 2000 an die Sportschule Frankfurt (Oder) delegiert wurde. Seine Bundesliga-Siege fuhr er früher in den Gewichsklassen bis 90 und bis 100 Kilo ein. Was mit Strapazen verbunden war. „Sechs Jahre lang habe ich vor jedem Wettkampf abgekocht (abgenommen/d. Red.) – jetzt dagegen fühle ich mich richtig wohl. Ich kann essen und viel Kraft trainieren und bleibe trotzdem flink, zumal alles unter medizinischer Aufsicht erfolgt“, erzählt Zimmermann, der peu á peu auf 118 bis 120 Kilo kommen will. „Da darf aber nichts schwabbeln, deshalb erfolgt die Gewichtszunahme kontrolliert durch gesunde Ernährung und viele Kraftübungen.“

Eine große Hilfe sei ihm sein Bruder Stefan (30), der fast täglich gemeinsam mit ihm im Kraftraum des UJKC trainiert und sich auch mit um sein leibliches Wohl kümmert. „Er ist von Beruf Koch und kann so prima für die richtige Ernährung sorgen“, erklärt der Angehörige der Bundespolizei-Sportfördergruppe, der aber auch von seinem Trainer Axel Kirchner sportgerecht beköstigt wird. „Beide machen das prima“, sagt der Judoka. „So habe ich oft die Qual der Wahl, ob ich bei meinem Bruder oder meinem Trainer esse.“

Der Entschluss, in die höchste Judo-Gewichtsklasse zu wechseln, wurde im Dezember 2009 im Trainingslager in Japan von Bundestrainer Detlef Ultsch angeschoben. „Andreas Tölzer aus Mönchengladbach, der jetzt Roberts Hauptgegner in Deutschland ist, war damals erkrankt, und hinter ihm war keine wirkliche Schwergewichts-Konkurrenz da“, erinnert sich Kirchner. „Bei ersten Trainingswettkämpfen merkte man auch, dass Roberts Wechsel was werden kann.“ Inzwischen habe sich dies bestätigt. Zimmermann zeigt keine Angst vor den ganz schweren Jungs, wurde im Januar in Bayreuth Deutscher Meister der schwersten Männer – sein sechster nationaler Titel ab der Jugend –, im Februar dann Dritter beim internationalen Grand Prix in Düsseldorf. „Außerdem ist Robert jetzt viel ausgeglichener als früher“, meint der Coach. Zimmermann, der 2012 bei Olympia in London antreten will, nennt weitere Gründe dafür: „Ich fühle mich beim UJKC einfach wohl. Das ist hier noch ein richtiger Verein, wo jeder jedem hilft und alle voreinander Respekt haben. Man fühlt sich familiär aufgehoben.“ In Potsdam sei er halt wieder zu Hause. „Hier wohnen meine Eltern und meine Großeltern, die auch große Judo-Fans sind, mein Bruder und meine Schwester Kathrin, die mich bei den Kämpfen ebenfalls anfeuern will.“

So schon am Samstag, wenn der UJKC den JC 90 Frankfurt (Oder) – den sechsfachen Deutschen Vizemeister der vergangenen zehn Jahre – empfängt. „Ich will“, sagt Zimmermann, „nicht nur dann gewinnen, sondern mit meinem Verein in diesem Jahr Erster der Gruppe Nord werden.“ Bei Axel Kirchner, dessen Team 2005 als Vorrunden-Vierter in der Meister- und 2007 als Vorrunden-Dritter gar in der Finalrunde der vier besten Klubs stand, fällt seine Kampfansage auf fruchtbaren Boden. „Dieses Ziel ist in diesem Jahr realistisch“, erklärt der Cheftrainer. Potsdam habe eine starke Mannschaft (siehe Kasten), die hoch motiviert in die Bundesliga-Saison gehe. Wie Robert Zimmermann. „Wenn alle an Bord sind“, sagt das neue Schwergewicht, „müssen wir erst einmal geschlagen werden.“

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