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Voller Erwartung. Die Forscherin kurz vor Reisebeginn

© Manfred Thomas

Homepage: Keine Angst vor Eisbären

Die Physikerin Verena Mohaupt forscht für das Alfred-Wegener-Institut 14 Monate lang in der Arktis

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Wenige Menschen, wenige Pflanzen, dafür aber sehr viel Schnee und Eisbären – so stellt sich Verena Mohaupt das Leben an einem der kältesten Orte der Erde vor. Die Physikerin erforschte bisher in Potsdam die klimatische Entwicklung von Schnee. Nun tauscht sie die Potsdamer Außenstelle des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit der norwegischen Arktis. Zusammen mit einer deutschen Ingenieurin und einem französischen Logistiker arbeitet sie nun für die nächsten 14 Monate in der deutsch-französischen Forschungsstation in Ny-Ålesund, einem Dorf auf der norwegischen Insel Spitzbergen. In diesen Tagen ist die Expedition zur Arktis gestartet. Während ihres Aufenthalts in der Arktis wird Mohaupt Wetterdaten und Informationen über die Ozonschicht sammeln.

Bereits seit Januar liefen die Vorbereitungen für das neue Leben im kalten Norden. Verena Mohaupt musste lernen, wie man einen Gabelstapler fährt und gefährliche Situationen entschärft. Die ehemalige Greenpeace-Aktivistin weiß nun, wie man sich gegenüber Eisbären in freier Wildbahn verhält. Im norwegischen Longyearbyen hat die deutsche Forscherin in einem „Survival-Arctic-Camp“ der dortigen Universität gelernt, wie man sich in der Arktis verhält. „Wenn man einen Eisbären sichtet, sollte man sich zurückziehen und ihm sein Terrain überlassen“, erklärte Mohaupt. „Also jegliche Konfrontation vermeiden.“ Trotzdem trägt jeder Forscher auf dem Gelände eine Waffe – für den Notfall. Man wisse ja nie, wie die Laune des Bären ist. Ständigen Kontakt mit Eisbären habe Mohaupt aber nicht in Ny-Ålesund. Als Leiterin würden für sie eher administrative und logistische Aufgaben anfallen, sagt die Physikerin. Wenn neue Forschungsteams in die Station kommen, gehört die Koordinierung der Schlafplätze und die Einführung und Bereitstellung der benötigten Forschungsutensilien zu ihren Aufgaben.

Außerdem würden oft Treffen mit den anderen Wissenschaftlern stattfinden. Im Winter leben in Ny-Ålesund rund 35 Menschen. Im Sommer kommen viele saisonale Forscher aus der ganzen Welt. Bis zu 150 werden dieses Jahr erwartet. Neben der deutsch-französischen Station, die vor zehn Jahren zusammengelegt wurde, trifft man dann auch Forscher aus den Niederlanden, England und Norwegen. Neben den europäischen Forschungseinrichtungen sind auch asiatische vertreten. Experten aus China, Indien, Südkorea und Japan betreiben im Norden Forschungen über die arktische Umwelt. „Der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Nationen soll sehr gut sein“, sagt Mohaupt. Schon vor Reiseantritt habe sie viel Kontakt zu ihren Vorgängern in der Forschungsstation gehabt. Dauerhaft in dieser Umgebung zu leben, das kann sich die Forscherin nicht vorstellen. Die meisten Forscher sind wie Verena Mohaupt ein Jahr vor Ort.

Mit langer Unterwäsche, wasserfesten Stiefeln und professioneller Regenbekleidung soll es dann täglich nach draußen gehen, der Wind soll oft schneidend kalt sein, das Mohaupt von ihren Vorgängern gehört hat. Auf Spitzbergen wird sie mit ihrem Team Fische und Algen für Untersuchungen fangen. Außerdem schicken die Forschungseinrichtungen jeden Tag einen Wetterballon in den Himmel, in dem eine Radiosonde installiert ist, die Temperatur und Luftfeuchte misst. Diese Wetterdaten werden weltweit an Wetterstationen übermittelt. Parallel senden Mohaupt und ihr Team einmal wöchentlich eine Ozonsonde aus, um Daten aus der Luft zu erfassen. Die Ozonwerte werden umgehend an das AWI in Potsdam am Telegrafenberg weitergeleitet und ausgewertet. Diese Daten werden auch an den umliegenden Forschungseinrichtungen im Wissenschaftspark genutzt.

Vor Reisebeginn sind schon einige persönliche Sachen von Verena Mohaupt in das Forscherdorf auf Spitzbergen geschickt worden. Ein Akkordeon, ein paar Bücher, Tee, Schokolade und Fotos sollen an ihr Zuhause in Potsdam erinnern. Sie könne zwar jeden Tag mit der Familie telefonieren. Auch betrage die Flugdauer nur knapp sechs Stunden. „Trotzdem lebt man in einer ganz anderen Welt“, so die Physikerin.Elisabeth Kropp

Elisabeth Kropp

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