
© dpa
Sport: Keine Angst vor großen Namen
Der Wahl-Potsdamer Yannick Lebherz schwimmt bei der WM in Shanghai zweimal um den Final-Einzug
Stand:
Noch bereitet er sich in der Höhe der spanischen Sierra Nevada vor. Erst am morgigen Sonntag wird Yannick Lebherz mit seinem Potsdamer Trainer Jörg Hoffmann von dort via Malaga und Frankfurt (Main) nach Shanghai fliegen, wo am gleichen Tag die Schwimm-Wettkämpfe der diesjährigen Weltmeisterschaften beginnen. Lebherz, der für den DSV 1912 Darmstadt schwimmt und seit Januar 2010 in Potsdam lebt und trainiert, wird in Shanghai erstmals am kommenden Donnerstag ins Renngeschehen eingreifen. Dann steht sein Vorlauf über 200 Meter Rücken an. Außerdem wird er am nächsten Sonntag die 400 Meter Lagen schwimmen; auf beiden Strecken ist er aktueller Deutscher Meister. Der 22-Jährige hofft, dass bis zu seinen Starts sein rechter Fuß, den er sich in dieser Woche verknackst hatte, wieder so weit hergestellt ist, dass er sich ohne Schwierigkeiten durch das Wasser des Oriental Sport Centers kämpfen kann. „Derzeit wird der Fuß getapet. Die Verletzung ist im Abklingen, so dass wir ganz zuversichtlich sind“, berichtet Coach Hoffmann.
„Eine Medaille wird in Shanghai schwer, aber ich will mich möglichst weit vorn einordnen“, meint Yannick Lebherz, der auf der Rückenstrecke mit seiner persönlichen Bestzeit von 1:58,00 Minuten derzeit Elfter der Jahresweltrangliste ist. „Das ist die beste Zeit, die ich bisher ohne Schwimmanzug geschwommen bin. Mit Anzug war ich schon 1:56,69 Minuten schnell“, erzählt der Wahl-Potsdamer, der aber bereits bewiesen hat, dass er auch ohne den einstigen Wunderanzug zu Bestzeiten in der Lage ist. Über 400 Meter Lagen nämlich schraubte er bei den Deutschen Meisterschaften am 31. Mai in Berlin den bisherigen Deutschen Rekord (4:14,63), den er ebenfalls gehalten hatte, auf 4:14,02 Minuten – Platz neun der Jahresweltrangliste. Damals war er direkt aus der spanischen Höhe zu den Titelkämpfen gereist – nun erhofft sich Lebherz einen ähnlichen Effekt auch für seine Starts in Fernost. „Auf zumindest einer der beiden Strecken möchte ich das Finale erreichen“, erklärt der Sportsoldat. „Und da will ich dann versuchen, den Favoriten das Leben so schwer wie möglich zu machen.“
Angst vor den Stars der Schwimmszene hat er nämlich nicht. Im Gegenteil – Lebherz will sich in Shanghai mit Blick auf Olympia 2012 selbst ein wenig ins Rampenlicht schieben. „Wenn man sich jetzt bei den WM gut zeigt und vielleicht sogar eine Überraschung landet, kann man sich schon ein bisschen ins Gespräch bringen. Im Schwimmen ist es auch wichtig, dass die Konkurrenz einen kennt und ein bisschen Respekt hat. Einen Unbekannten schlägt man leichter“, erklärt er. „Yannick hat keinen großen Respekt mehr vor großen Namen“, sagt auch Bundestrainer Dirk Lange, der sehr viel von Lebherz hält und erklärt: „Ich traue Yannick bei den Olympischen Spielen 2012 eine Medaille zu. Er hat sich enorm entwickelt. Er ist das größte Talent, das wir derzeit haben. Wichtig ist nur, dass das Paar Hoffmann/Lebherz weiter funktioniert.“
Lebherz kam im Dezember 2009 von Darmstadt nach Potsdam zu Jörg Hoffmann, dem einstigen Weltmeister und vierfachen Europameister über 1500 Meter, der während seiner aktiven Zeit als der am härtesten trainierende deutsche Schwimmer galt. „Ich wusste nicht, wie viel ich aushalten kann“, sagt Lebherz, der manchmal, nach harten Serien, seinen Coach fragt: „Bin ich jetzt in deine eigenen Trainingsbereiche vorgestoßen?“ Worauf Hoffmann ungerührt antwortet: „Nein.“ Der Schwimmer hat sich jedoch schnell mit dem Schinden im Training arrangiert, zumal er merkt, wie er dadurch vorankommt. „Ich habe mich in Potsdam enorm weiterentwickelt“, erklärt er. „Ich schwimme jetzt im Rückentraining teilweise schon Zeiten, die ich früher im Kraul schaffte.“
Auch persönlich könne er zufrieden mit seinem Umzug von Darmstadt an die Havel sein, meint Yannick Lebherz. „Ich fühle mich in Potsdam wohl, gucke mir in meiner Freizeit auch gern mal Städte in der Umgebung an und fiebere im Fußballstadion mit.“ Er war bereits bei Hertha im Berliner Olympiastadion, bei Heimspielen Turbine Potsdams und des SV Babelsberg 03. „Babelsbergs Heimspiel im November gegen Darmstadt 98“, erzählt er, „habe ich mir schon dick vorgemerkt.“
Nun gilt aber seine Konzentration ganz allein Shanghai. „Die 200 Meter Rücken sollen ein ordentlicher Einstand sein“, meint Lebherz. „Wenn es da schon mit einer guten Platzierung klappt, ist es okay. Wenn nicht, kann ich ja über die Lagenstrecke erneut angreifen.“ Sein Coach ist mit der momentanen Vorbereitung in der Sierra Nevada jedenfalls zufrieden. „Yannicks Testwerte jetzt waren besser als vor den Deutschen Meisterschaften“, so Jörg Hoffmann. „Nun müssen wir sehen, wie er bei der WM alles umsetzt.“ (mit F. B.)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: