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Landeshauptstadt: „Keine Bauernfänger“

Rechtsberatung ab 20 Euro – die Anwaltskette Juraxx eröffnete ihre Potsdamer Filiale

Palim-palim. Die Türglocke klingt wie ein Echo aus vergangener Zeit. Doch die Augen wissen es besser: Das grell-grüne Innendesign ist modern und ringt jede Tante-Emma-Laden-Wehmut nieder. Hinter einer Theke steht eine junge Frau und fragt, was sie denn tun könne und der so Angesprochene wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nach einhundert Gramm Leberwurst verlangen – sondern einen Anwalt.

Im Ladengeschäft Friedrich-Ebert- Straße 113 hat die Anwaltskette Juraxx Anfang März ihre Potsdamer Filiale eröffnet. Das gewählte Domizil ist keinem Mangel an Büroräumen geschuldet, sondern Teil der Geschäftsidee von Eugen Boss, dem Gründer von Juraxx. Sein Ziel ist es, in allen 81 deutschen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern Rechtsberatung in Ladenlokalen anzubieten. Gezielt wird die Laufkundschaft mit einer Preisliste am Schaufenster angesprochen: „Ein erstes anwaltliches Beratungsgespräch: schnell, einfach, unkompliziert, ohne Termin. Wartezeiten nicht ausgeschlossen.“ Die Erstberatung im Mietrecht kostet 20 Euro, im Arbeitsrecht 25 Euro, im Erbrecht beispielsweise 35 Euro.

Mit Mehrwertsteuer dürfen Rechtsanwälte für die Beratung von Verbrauchern maximal sogar 220,40 Euro nehmen. Da bleibt Juraxx klar drunter. „Wir minimieren die Schwellenangst“, erklärt Rechtsanwältin Susanne Ruthe, die gemeinsam mit ihren Rechtsanwaltskolleginnen Anne Katrin Buhr und Helena Decker sowie Rechtsanwalt Felix Müller-Stüler das Potsdamer Juraxx-Team bildet. Freilich erfolge die Abrechnung etwa einer anwaltlichen Vertretung vor Gericht wie bei anderen Kanzleien auch, doch sei die Preisgestaltung transparent. „Eine Rechnung über 3000 bis 4000 Euro, von der der Klient nichts weiß, das gibt es nicht“, so die Fachanwältin für Arbeitsrecht. Niemand, der bei ihnen juristischen Rat sucht, werde zu einem Rechtsstreit überredet, den er eigentlich gar nicht will. „Wir sind keine Bauernfänger“, so Müller-Stüler, „wir beraten qualitativ hochwertig“. „Jeder von uns ist auch Idealist“, ergänzt Helena Decker, „wir wollen helfen“. Das sei auch der Grund, warum sie einst begannen, Jura zu studieren. Die junge Anwältin, deren Muttersprache russisch ist, nennt als Beispiel den Fall eines Einwanderers, der sich in der Frage beraten ließ, wie er seine Frau nach Deutschland nachholen kann. Spezialisieren will sich Helena Decker in Medizinrecht – ein Angebot für Patienten und Ärzte. Müller-Stüler will seinen Fachanwalt in Steuerrecht und Anne Katrin Buhr in Familien- oder Erbrecht machen – je nachdem, welcher Beratungsbedarf in Potsdam vorwiegt. Bislang zeige sich aber noch kein Schwerpunkt, die Anfragen streifen „quer Beet“ fast alle Rechtsbereiche. Zusammen wollen sich die Vier von der Ladenkanzlei zu einem „Kompetenzteam Steuern“ weiterbilden. „Spezialisierung ist vorteilhaft“, sagt Anne Katrin Buhr, „für Wald- und Wiesenanwälte ist der Arbeitsmarkt derzeit schwierig“. Felix Müller-Stüler war zuvor Einzelkämpfer und genießt nun die Infrastruktur von Juraxx – angefangen von der Sekretärin hinter der Ladentheke bis zum Juraxx-Intranet, in dem sich die bundesweit 120 Juraxx-Anwälte gegenseitig beraten. Zum zentralen Service von Juraxx gehört auch eine Hotline-Telefonnummer, unter der Mandanten sich informieren können, wie es um ihre Sache bestellt ist. Geöffnet ist die Filiale an den Wochentagen von 9 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 16 Uhr. Guido Berg

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