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Landeshauptstadt: „Keine beleuchteten Wiesen“

Jann Jakobs verweist auf erfolgreiche Wirtschaftförderung und räumliche Grenzen im Angebot

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Die Möglichkeiten der Wirtschaftsförderung Potsdam sind räumlich begrenzt. Zu wenig bezahlbare Gewerbeflächen, zu wenig frei stehende Büroflächen und zu wenig große Industrieflächen weisen die Wirtschaftsförderer als Mängel für Potsdam aus. Dagegen stehen die bisherigen Erfolge: „Das Go:In hat bereits einen Vermietungsstand von 30 Prozent, es wird bald ausgebucht sein“, erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern und verwies darauf, dass die Fördermittel in Millionenhöhe in den vergangenen Jahren sinnvoll eingesetztes Geld seien. „In Potsdam gibt es keine beleuchteten Wiesen“, sagte Jakobs in Bezug auf erschlossene Gewerbegebiete andernorts, denen die Gewerbansiedlungen fehlen.

In Potsdam gibt es mehr als 11 000 Unternehmen, 80 Prozent derer haben weniger als zehn Angestellte. Auf dem Weg zu weiteren Gründungen und Ansiedlungen wirbt die Stadt national mit dem Slogan „Potsdam – Die schönsten Standorte für kluge Köpfe“. Laut Wirtschaftsförderung mit Erfolg. Zwischen 400 und 500 Anfragen würden pro Jahr an die Stadt gestellt, vom Telefonkontakt bis hin zur konkreten Standortsuche und einem Vertragsabschluss. Jedoch, so Potsdams Chef der Wirtschaftsförderung Jürgen Wendl, treten Großunternehmen mit bekannten Namen oft nur über Mittelsmänner auf, um unerkannt zu bleiben oder Indiskretionen aus dem Weg zu gehen. Daher sei oft nicht erkennbar, ob eine Anfrage ernst gemeint ist oder nur jemand versucht die Verwaltung zu beschäftigen. Derzeit gebe es fünf bis zehn größere Anfragen, so Wendl. Im Idealfall kommt es bei einer der Anfragen zum Abschluss und der Ansiedlung in Potsdam.

Solch ein Idealfall war in den vergangenen Jahren beispielsweise die Firma Katjes, die Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe ansiedelte. Eine Sparte, die mit sechs Prozent aller Arbeitsplätze in Potsdam minder vertreten ist. Doch ist Potsdam laut Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auch nicht der ideale Ort für eine Maschinenbaufabrik. Dazu fehle das Umfeld, bei einem solchen Wunsch würde die Stadt vielleicht in andere Gemeinden oder Städte wie Ludwigsfelde verweisen. Auch das Unternehmen General Electrics wollte laut Jakobs in Potsdam Fuß fassen, aber nur mit administrativen Aufgaben. Die Verhandlungen scheiterten laut Jakobs auch, „weil sie in Bayern mit Geld erschlagen wurden“. Inzwischen sitzt das Unternehmen in München – aus Sicht der Stadtverwaltung einem Hauptkonkurrenten im Wettbewerb um internationale Ansiedlungen. Dass Potsdam die richtige Wahl für ein Unternehmen ist, davon sind Jakobs und seine Wirtschaftsförderer überzeugt. Es gebe hier die höchste Wissenschaftsdichte Deutschlands – was auch München und die Wissenschaftsstandorte darum für sich in Anspruch nehmen – und einen achten Platz bei den Unternehmensgründungen im Hightech-Bereich deutschlandweit (wiederum nach München und Darmstadt).

Die Stadt will daher weitere Anstrengungen unternehmen: Dazu gehört ein so genannter Go:INkubator von Universität Potsdam und der Stadt, der im April in Golm starten soll und speziell naturwissenschaftliche Gründungen begleitet. Und auch ein Regionaler Lotsendienst arbeitet seit einigen Tagen, der etwa 100 Gründer in der Vorgründungsphase und zirka 40 Gründer in der Startphase unterstützen kann. Dazu stehen in den nächsten beiden Jahren 280 000 Euro Starthilfe zur Verfügung.

Für die Verkehrsinfrastruktur sehen die Wirtschaftsförderer Bedarf für Autobrücke am Bahnhof Rehbrücke sowie eine Verlängerung der Wetzlarer Straße für das Industriegebiet-Süd. Probleme bereitet auch der neue Flächennutzungsplan der Stadt: Darin sind jetzige Gewerbestandorte nicht mehr als solche gekennzeichnet. Die Suche nach Alternativen in 13 Fällen gilt als „weitestgehend fehlgeschlagen“. Denn in nur einem Fall sei ein Ausweichquartier gefunden worden, so Wendl. Für die anderen, darunter ein Autohaus in der Michendorfer Chaussee und ein Stahlhandel im Lerchensteig, soll so lange wie möglich der Status Quo erhalten werden. Jan Brunzlow

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