Landeshauptstadt: „Keine Berufsbestie“
Gerlinde von Jutrzenka arbeitet für Ehrenamtsprojekt
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„Ich bin keine Berufsbestie“, sagt Gerlinde von Jutrzenka entschieden. Warum steht die ehemalige Grundschulleiterin dann drei Jahre nach ihrer Pensionierung wieder vor Grundschülern? Eine Frage, die sich für die 63-Jährige gar nicht stellt: Das ehrenamtliche Engagement ist für sie „selbstverständlich“. Fünf Stunden pro Woche kommt sie deshalb zur Eisenhart-Schule in die Kurfürstenstraße: Dort arbeitet sie unterrichtsbegleitend und hilft den Schülern bei den Hausaufgaben.
An diesem Tag sind es Christoph, Kristina Lorin und Tilman. Die vier Fünftklässler sitzen in der großen Aula an zwei zusammengeschobenen Tischen. Dort üben sie mit der Ehrenamtlerin die Schreibung von Adjektiven – während ihre Klasse in einem anderen Zimmer die gleichen Themen behandelt: Warum schreibt man „gelenkig“, wenn man „gelenkich“ sagt? Und woher weiß man dann wieder, dass „sportlich“ und nicht „sportlig“ richtig ist? Tilman weiß eine Regel: Wenn man das Adjektiv in eine Wortgruppe setzt, wird es genauso ausgesprochen, wie man richtig schreibt: „Ein gelenkiger Junge“ zum Beispiel.
Der Elfjährige kommt gerne in den Kleingruppenunterricht, sagt er: „Hier kommt man öfter dran“, so seine Begründung: „Das hilft mir.“ Auch seine Klassenkameradin Kristina mag die kleine Gruppe: „Es ist nicht so viel Lärm, jeder kommt dran“, erklärt sie. Wer in Jurtzenkas Gruppe kommt, entscheidet allerdings die Fachlehrerin, sagt die Pensionärin. Es sind „ruhige, zurückhaltende Kinder, die in kleinen Gruppen mehr gefordert werden“, erzählt sie. Zensuren gibt es bei ihr nicht.
Eigentlich habe sie sich vorgenommen, nach der Rente „auch mal was Neues kennenzulernen“ und „nicht immer so in einem Bereich herumzuwurschteln“, berichtet sie. Der Umzug aus Essen nach Potsdam 2004 sollte der erste Schritt ins Leben nach dem Schulleiterdasein sein.
Gezielt habe sie nach Möglichkeiten für ein Engagement gesucht: „Ich wollte mal mit Erwachsenen und alten Menschen arbeiten.“ Bei der Akademie „2. Lebenshälfte“ machte sie eine Ausbildung zur Pflegebegleiterin und landete dann doch an der Schule – im Rahmen des Projektes „Alter engagiert sich für Zukunft“. Etwa 30 Potsdamer Senioren arbeiten momentan in dem Projekt, das 2003 startete, erklärt Gerrit Friedrich von der Akademie „2. Lebenshälfte“. In 15 Einrichtungen sind sie tätig: In Schulen, Kitas und Senioreneinrichtungen, so Friedrich. JaHa
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