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Weiterbildung zum Quartiersmanager an der Fachhochschule Potsdam
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Quartiersmanagement heißt das Zauberwort, mit dem die Wohnqualität, vor allem in sozial schwierigen Stadtteilen, verbessert werden soll. Abgeleitet vom französischen Wort „quartier“ für Viertel, bezeichnet es ein neues Konzept zur Stadtentwicklung, bei dem städtische Baupläne mit den Vorstellungen der Anwohner in Einklang gebracht werden sollen. Zu diesem noch relativ jungen Tätigkeitsfeld bietet die Fachhochschule (FH) Potsdam nun eine Weiterbildung an.
„Neu ist der Ansatz, Bürger stärker als bisher in Entscheidungen einbeziehen, damit sie sich auch mehr mit ihrem Wohnumfeld identifizieren“, erklärt Christiane Droste, die das Weiterbildungskonzept der FH mit entwickelt hat. Die Anwohner entscheiden zum Beispiel selbst, was der kleine Park vor ihrer Haustür am dringendsten braucht: Bänke für ältere Menschen, Spielgerät für Kleinkinder oder einen Basketballplatz für Jugendliche.
In Berlin hätte sich bereits gezeigt, so Droste, dass es in den Vierteln, wo die Bürger mitentscheiden durften, weniger Vandalismus gab. Die Kommunikation unter den Bewohnern von Plattenbauten verbesserte sich und die Anwohner bewerteten die Lebensqualität insgesamt höher.
Direkte Ansprechpartner für die Anwohner vor Ort sind die Quartiersmanager. Sie versuchen lokale Akteure, wie Händler, Vermieter und Anwohner, aber auch Sozialarbeiter, Lehrer und Erzieher zusammen zu bringen, um die jeweiligen Stärken bestmöglich für das Viertel zu nutzen. „Ein einzelner Quartiersmanager ist natürlich keine Eier legende Wollmilchsau“, relativiert Karin Juhasz von der Potsdamer Stadtverwaltung die Tätigkeitsbeschreibung. Die Entwicklung und Betreuung von Stadtteilen bedürfe vieler helfender Hände.
Friedrich Reinsch (61) ist Quartiersmanager am Schlaatz, obwohl er sich selbst lieber als Begleiter bezeichnet. „Am Schlaatz leben Menschen zahlreicher Nationalitäten. Ihnen möchte ich so etwas wie ein Heimatgefühl vermitteln.“ Damit sie sich besser kennen lernen können, gibt es seit 1. März einen Nachbarschaftstreff. „Wir würden dort gern Fotos von allen Anwohnern ausstellen, um der anonymen Plattenbausiedlung ein persönliches Gesicht zu geben“, erzählt Reinsch.
Noch seien Stadtteile, wie der Schlaatz oder die Waldstadt 2 keine sozialen Brennpunkte, sagt Juhasz. Zweifellos seien es aber Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf, in denen man Quartiersmanagement vorbeugend betreiben müsse.
Bei der Weiterbildung an der FH soll unter anderem gezeigt werden, wie Gesundheits-, Bildungs-, und Kulturprojekte zur Stabilisierung von Stadtteilen beitragen können. Auch Fragen zur Finanzierung sowie zu rechtlichen Grundlagen von Stadtteilmanagement werden geklärt. Die Weiterbildung besteht aus zehn verschieden Seminaren, die einzeln oder im Paket gebucht werden können. Sie erstrecken sich jeweils über ein verlängertes Wochenende und kosten rund 300 Euro. Geleitet werden die Seminare von Dozenten der FH und Praxisexperten. Das erste Seminar beginnt am 31. März. Anmeldeschluss ist am kommenden Mittwoch. Nähere Infos unter Tel.: (0331) 580 2432. Juliane Schoenherr
Juliane Schoenherr
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