Landeshauptstadt: „Keine Elite-Bildung“
Hoffbauer-Stiftung bildet „Begabungsexperten“ aus
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Ihr IQ liegt über 130 und trotzdem will es in der Schule oft nicht recht klappen. Denn hochbegabte Kinder fühlen sich schnell unterfordert und schalten ab. Umso schwerer ist es, diese Kinder zu erkennen, wenn schlechte Noten auf dem Zeugnis ihre Talente verschleiern.
25 Lehrerinnen und Lehrer haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren in Potsdam zu „Experten in Begabungsförderung“ ausbilden lassen, am heutigen Samstag erhalten sie in der Hoffbauer-Stiftung auf Hermannswerder ihre Abschlussdiplome. Die Weiterbildung zum „Begabungsexperten“ ist bislang einmalig in den neuen Bundesländern. „Es geht uns nicht um Elitebildung“, sagt der Prokurist der Hoffbauer-Stiftung und Leiter der Abteilung Schulen und Bildung, Jürgen Kraetzig. Vielmehr sei das Ziel, jedes Kind in seinen individuellen Begabungen besser zu fördern.
Der Studiengang wurde am Internationalen Zentrum für Begabungsforschung der Universitäten Münster und Nijmegen (Holland) von dem führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet, Professor Franz Mönks, entwickelt. Das Diplom ECHA (European Coucil for High Ability) ist daher ein international anerkannter Abschluss. 1994 absolvierten die ersten Lehrer in Holland das Programm, mittlerweile gibt es in Europa mehr als 3000 „Experten in Begabungsförderung“.
Holger Utpatel ist einer der 25 Absolventen des ersten Durchgangs der Weiterbildung in den neuen Bundesländern. Der stellvertretende Schulleiter der Evangelischen Grundschule Potsdam zieht eine positive Bilanz der Zusatzqualifikation, die er nebenberuflich erwarb: „Beim Erkennen von begabten Kindern bin ich durch die Schulung viel sensibler geworden.“ Nach dem 250-stündigen Theorieblock am Anfang des Lehrgangs habe er in einem Literaturzirkel mit Potsdamer Kollegen gepaukt. Anschließend begann er sein Praxisprojekt, das auch Gegenstand seiner Abschlussarbeit war: Zwei hochbegabte Schüler seiner Klasse durften sechs Monate lang den Unterricht verlassen, wenn sie sich unterfordert fühlten – um selbständig an einem Roboter-Projekt zu arbeiten. Die Idee dahinter erklärt Utpatel so: „Hochbegabte brauchen ständig neues Futter. Das kann ihnen “normaler“ Unterricht aber oft nicht bieten.“
Jürgen Kraetzig von der Hoffbauer-Stiftung sieht in der Weiterbildung zur Begabungsförderung einen Gewinn für die Brandenburger Bildungslandschaft: „Ein großer Schritt in Richtung Individualisierung der Pädagogik ist gemacht.“ Für das Jahr 2009 habe man wegen erhöhter Nachfrage bereits einen weiteren Kurs eingerichtet. Die Teilnahme kostet 2000 Euro. Viktoria Schiller
Viktoria Schiller
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