Landeshauptstadt: Keine Jobs für Behinderte
Wieder weniger Arbeitslose – aber viele Bedürftige
Stand:
Einzig bei den Schwerbehinderten kommt der Aufschwung am Potsdamer Arbeitsmarkt nicht an. Mit 285 ist die Zahl der beeinträchtigten Menschen ohne Job heute um acht höher als noch vor einem Jahr. Dies geht aus den aktuellen Statistiken vor, die die Potsdamer Arbeitsagentur monatlich veröffentlicht – und die außer bei behinderten Männern und Frauen einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf breiter Front anzeigen.
So hatten im Oktober 6849 Potsdamer keinen Job, 1250 weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zum September sank die Zahl um 259 Personen. Besonders auf zwei Gruppen mit positiver Grundtendenz machte Arbeitsagenturchefin Edelgard Woythe am Dienstag aufmerksam: Langzeitarbeitslose und Jugendliche. „Die Firmen stellen auch Leute ein, die früher nur schwer zu vermitteln waren“, sagte Woythe. So gibt es heute noch 805 Potsdamer unter 25 Jahren, die arbeitslos sind – vor einem Jahr waren es noch 980. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ging in der selben Zeit von 3125 auf 2223 zurück.
Sogar das Wort „Vollbeschäftigung“ nahm Woythe am Dienstag in den Mund. Damit meine sie eine Arbeitslosenquote von unter fünf Prozent in Potsdam. Zur Zeit liegt sie bei 8,6 Prozent. „Wenn sich die Wirtschaft weiter gut entwickelt und zugleich wegen der demographischen Entwicklung weniger junge Leute nachrücken, wird wieder abgebaut“, so Woythe.
Trotz der guten statistischen Lage bleibt die Zahl bedürftiger Potsdamer hoch: Mit insgesamt 15957 Potsdamern gibt es 9131 Bedarfsgemeinschaft in der Stadt, also Haushalte, die Beihilfen benötigen. Vor einem Jahr gab es noch 408 solche Gemeinschaften weniger. Im Schnitt erhält dabei jeder Haushalt 786,92 Euro je Monat. Unter den betroffenen Potsdamern ist rund ein Viertel im Kindesalter: 3777 Potsdamer unter 15 Jahren leben in zu armen Familien, knapp jedes fünfte der 16908 Potsdamer Kinder unter 15 Jahren. In 68 Potsdamer Bedarfsgemeinschaften scheint die Armut am stärksten ausgeprägt: In so vielen Familien wohnen vier und mehr Kinder. Nicht nur Arbeitslosigkeit ist Grund für die Armut: 1632 Potsdamer benötigen trotz Lohn staatliche Unterstützung, also Arbeitslosengeld II. 1404 davon sind in Voll- und Teilzeitstellen beschäftigt, 228 selbstständig. „Wir versuchen, mit den Arbeitgebern zu reden“, sagte Woythe. Sie sehe Fortschritte in einzelnen Branchen: So hätte Potsdams führendes Callcenter seine Löhne erhöht – und damit auch die Konkurrenten zu höheren Gehältern gezwungen, weil dort Angestellte gekündigt hätten. H. Kramer
H. Kramer
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