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Landeshauptstadt: Keine Krokodile in der Biosphäre Vergabeverfahren vor dem Ende?

Bornstedter Feld - Für die geplante Privatisierung der defizitären Biosphäre gibt es nur noch einen Bewerber. Die französische Firmengruppe „Montparnasse 56“, die die Tropenhalle zu einer Krokodilfarm umbauen wollte, ist nicht mehr im Rennen.

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Bornstedter Feld - Für die geplante Privatisierung der defizitären Biosphäre gibt es nur noch einen Bewerber. Die französische Firmengruppe „Montparnasse 56“, die die Tropenhalle zu einer Krokodilfarm umbauen wollte, ist nicht mehr im Rennen. Das bestätigte Montparnasse-Sprecherin Christina Aue den PNN auf Anfrage: „Da wir uns inzwischen im Ausland engagieren, haben wir uns aus dem laufenden Vergabeverfahren zurückgezogen.“ Da ihr Unternehmen andere Betätigungsfelder gefunden habe, habe man von den Plänen erst einmal Abstand genommen.

Die Stadt wollte sich zu dem Rückzug nicht weiter äußern. „Aus zwingenden vergaberechtlichen Gründen“ dürften keine genauen Angaben gemacht werden, sagte Stadtsprecherin Regina Thielemann auf Anfrage. Sie begründete dies mit der Vermeidung von Schadensersatzansprüchen. Zugleich fand nach PNN-Informationen erst jüngst ein verwaltungsinternes Krisengespräch im Beisein von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zur Zukunft der Biosphäre statt. „Es ist etwas eingetütet worden“, hieß es aus dem Rathaus. Es gehe auch um die Entscheidung, ob die Stadt die Tropenhalle überhaupt noch privatisieren wolle oder darauf setzt, die Biosphäre selbst oder – wie bisher – über eine Tochterfirma zu betreiben.

Der Hintergrund für die Planspiele: Die Halle muss noch fünf Jahre lang als „touristische Einrichtung“ betrieben werden, sonst droht die Rückzahlung von 21,5 Millionen Euro Fördermitteln. Nach 2017 kann über die Halle aber frei verfügt werden. Für den Betrieb flossen in den vergangenen beiden Jahren jeweils 1,7 Millionen Euro aus der Stadtkasse. Die derzeitige Ausschreibung läuft bereits seit Dezember 2010. Den zögerlichen Fortgang begründete die Stadt mit einem millionenschweren Rechtsstreit zwischen Rathaus und damaligen Baufirmen um die Baukosten für die Tropenhalle – für den Fall einer Niederlage wurden Rücklagen in Höhe von 3,6 Millionen Euro gebildet. Thielemann sagte, dieser Streit sei noch nicht entschieden. Erst im März hatte die Stadtspitze im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses eingeräumt, dass auch an einen privaten Betreiber künftig Zuschüsse fällig werden könnten.

2007 war dem damaligen Biosphären-Betreiber das Geld ausgegangen. Eine erste Ausschreibungsrunde für die Tropenhalle war Ende 2010 gestoppt worden, auch hier war mit der Kölner Andreas Waschk Consulting (AWC) nur ein Bieter übrig geblieben. Seither droht Waschk mit Klage gegen die Stadt, weil diese von Kalkulationen seiner Firma profitiere, die während des Bewerbungsverfahrens erstellt worden seien. Der 2007 übergangsweise abgeschlossene Betreibervertrag für die Biosphäre mit einer Tochtergesellschaft der kommunalen Pro-Potsdam-Holding sei indes erneut vom 30. Juni bis zum Ende des Jahres verlängert worden, bestätigte Stadtsprecherin Thielemann. HK

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