Von Erhart Hohenstein: Keine Lösung für marode Decke im Palais
2012 sollen Marmor- und Grottensaal für Friedrichs 300. Geburtstag wieder genutzt werden – der König ließ falsche Balken einziehen
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Sanssouci - Für die Sanierung der instabilen Decke zwischen dem Marmorsaal und dem Grottensaal des Neuen Palais ist noch keine Lösung gefunden worden. Die beiden Festsäle des größten Potsdamer Königsschlosses bleiben deshalb weiter für die Besucher gesperrt beziehungsweise nur eingeschränkt zugänglich. Dies bestätigte Dr. Alfons Schmidt, Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, auf PNN-Nachfrage. Die seit Monaten laufenden Untersuchungen würden intensiv fortgesetzt.
Zweifel an der Tragfähigkeit der Zwischendecke hatten im Herbst vergangenen Jahres die Sperrung erzwungen. Bei der Freilegung von Balkenlagen der Großen Kammer, des Vorzimmers zum Marmorsaal, hatte ein Gutachter schwerwiegende Holzschäden festgestellt. Daraufhin eingeleitete Untersuchungen kamen zum Zwischenergebnis, dass auch die Balkenlagen der Decke und die Schalung für den Deckenputz zwischen den beiden Prunksälen vom Weißen Porenschwamm und durch den Holzwurm stark geschädigt sind.
Seit langem ist den Baudenkmalpflegern der Stiftung bekannt, dass die Holzbalken der 1766 - 1768 eingebauten Decke einen zu geringen Querschnitt besitzen. Das ist auf den Schlosserbauer Friedrich den Großen zurückzuführen, der diese statisch unzureichende Konstruktion durchsetzte. Bereits wenige Jahrzehnte später mussten deshalb erste Reparaturen ausgeführt werden. Sie halten bis heute an.
Seit 2004 wurde der Fußboden im Marmorsaal restauriert. Hier führte die witterungsbedingt ständig in Bewegung befindliche Holzbalkendecke zu Rissen im den starr und im 18. Jahrhundert ohne Dehnungsfugen verlegten Steinplatten.
Am Ende der Untersuchungen müsse eine Konzeption stehen, wie das „außerordentlich schwierige“ konservatorische Problem gelöst werden kann, erklärte der Baudirektor. Dabei werde alles getan, um die Decke an Ort und Stelle zu sanieren. Welchen Aufwand die Instandsetzung erfordern wird und wie lange die Arbeiten andauern könnten, ist noch unklar. Die weiteren Untersuchungen müssten ergeben, ob nur die Balken nahe den Außenmauern saniert und verstärkt werden müssen oder die sich über den Saal spannenden Balkenlagen im Ganzen. In diesem Extremfall müsste der gesamte, aus 30 Zentimeter dicken Bohlen, Sandsteinplatten und darauf verklebten Marmorintarsien bestehende Fußboden aufgenommen werden. Zu solchen schwerwiegenden Eingriffen werde man sich aber nur entschließen, wenn die Decke anders nicht zu retten wäre.
Die Stiftung hält weiter daran fest, dass die Schäden bis zum Jahr 2012 so weit beseitigt sind, dass die beiden Festsäle wie vorgesehen für die Feierlichkeiten aus Anlass des 300. Geburtstages von Preußenkönig Friedrich II. genutzt werden können.
Erhart Hohenstein
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