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Landeshauptstadt: Keine „Protestbude“

Dieter Gohlke / Familienpartei über Montagsdemos

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Dieter Gohlke / Familienpartei über Montagsdemos Lehnt die Familienpartei das Konzept von Hartz IV grundsätzlich ab? Eine grundsätzliche Ablehnung geht mir zu weit. Es sind viele Dinge, die nicht durchdacht sind. Es gibt viele Ungerechtigkeiten, die für die Menschen nicht vermittelbar sind. Wer als 50-Jähriger nach 30 Jahren seinen Job verliert und wegen seines Alters nicht mehr als vermittelbar gilt, der fällt nach maximal 18 Monaten brutal runter auf Sozialhilfeniveau. Das kann es nicht sein. Keine grundsätzliche Ablehnung, trotzdem ist auf den von der Familienpartei organisierten Montagsdemonstrationen immer wieder der Slogan „Weg mit Hartz IV, das Volk sind wir“ zu hören. Das ist der Slogan der PDS. Den Schuh haben wir uns nie angezogen. Wir verstehen uns nicht als reine Protestbude, die hier gegen alles wettert, was an Vorschlägen kommt. Bei Hartz IV sind einige Ansätze ganz vernünftig. Wir wollen das aber auf einem anderen Weg weil wir glauben, dass Familien mit Kindern, wenn sie das von uns geforderte Erziehungsgehalt bekommen, als Arbeitgeber ein großes Potenzial darstellen. Am Montag wurden auf ihrem Plakat die Ein-Euro–Jobs mit Zwangsarbeit vergleichen, dem CDU-Politiker Sven Petke eine Woche davor angedroht, „Steine in die Fresse zu schmeißen“. Was kann diese Form von Protest überhaupt erreichen? Dieses Problem haben wir erkannt. Wir haben Schwierigkeiten auf diesen Demonstrationen, weil dort ein Sammelsurium unzufriedener Leute auftaucht, die ihren Protest nicht immer in einer sinnvollen Art und Weise artikulieren. Wir denken aber es macht Sinn, den Protest zu artikulieren weil nur dann, wenn wir öffentliche Diskussionen über die Inhalte haben, nur dann bewegen wir vielleicht auch in den großen Parteien etwas. Zwar sind wir nicht über jeden glücklich, der da ist. Aber auch die sollen ein Recht haben zu Wort zu kommen. Es sind aber auch viele da, die gar nichts sagen. Die kommen mit einer sehr gesunden und kritischen Grundeinstellung hin und hören sich die Beiträge an. Man sollte schon ernst nehmen, dass es viele Menschen gibt, die mit ihrer Teilnahme zeigen, dass sie sich ernsthaft Sorgen machen. Das Interview führte Dirk Becker DIETER GOHLKE (37), Vater von drei Kindern, ist ständiger Stellvertreter des Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender der Familien-Partei Deutschlands in Brandenburg.

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