ATLAS: Keine Redefreiheit
Juliane Wedemeyer ist empört, dass in Potsdam Kritik unerwünscht scheint
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Wie bitte? Die Teilnehmer des Behindertenforums trauten gestern ihren Ohren nicht. Dabei ist das, was ihnen die Mitglieder des Behindertenbeirats sagten, mehr als unglaublich. Es ist erschreckend: Bereits im März 2005 hat Rolf Gutsche vom Behindertenbeirat kritisiert, dass im neuen Hans Otto Theater ein Behinderten-WC fehle. Der Kommunale Immobilien Service (KIS) als Bauherr hatte also anderthalb Jahre Zeit, zu reagieren. Trotzdem hat er nur auf den letzten Drücker Potsdams Behinderten ein Provisorium als Lösung des Problems angeboten.
Dass der KIS die Kritik der betroffenen Bürger nicht angenommen hat, ist schlimm. Aber es kommt noch schlimmer: Er wollte sie nicht einmal hören – zumindest nicht öffentlich in der Zeitung lesen. Laut Behindertenbeirat setzten kommunale Mitarbeiter und Vertreter des Theaters das Mitglied Gutsche wochenlang unter Druck. Sie sollen eine Entschuldigung für seine sachlichen Aussagen in den PNN gefordert haben. Bevor die Stadt die Verantwortlichen für das zu klein geratene Behinderten-Klo zur Rechenschaft zieht, sollte sie es mit denen tun, die offenbar verhindern wollten, dass Potsdamer frei ihre Meinung äußern. Denn dagegen ist der Planungsfehler ein Witz.
Juliane Wedemeyer
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