Landeshauptstadt: Keine Spur von den Brandstiftern Polizei sucht Zeugen nach Anschlägen auf Autos

Neu Fahrland - Nach den Brandanschlägen auf mehrere Autos in Neu Fahrland hat die Potsdamer Polizei noch keine Hinweise auf die Täter und das Motiv für die Feuer. Unmittelbare Zeugen gibt es bislang keine. Das sagte gestern Polizeisprecherin Katrin Laurisch den PNN: „Die Ermittlungen gestalten sich schwierig.“ Die Befragungen von Nachbarn hätten bislang keine konkreten Anhaltspunkte gebracht, allenfalls „Mutmaßungen.“

Um noch Spuren zu finden, sollen Polizisten nun Handzettel verteilen, mit der die 1400 Bewohner des Ortsteils nach möglichen Beobachtungen in der Nacht von Samstag auf Sonntag gefragt werden. Das sagte gestern Neu Fahrlands Ortsvorsteher Hartmut Reiter nach Gesprächen mit der Polizei: „Ein Informationsmobil vor Ort soll gleichzeitig über Möglichkeiten der Prävention informieren.“

Bei der Brandserie wurden in der Ringstraße und in der Straße Neu Hainholz ein VW Touareg und ein Chevrolet komplett zerstört, ein Audi und ein Mercedes stark beschädigt. Bei weiteren acht Fahrzeugen hatten die Täter ebenso versucht, mit Grillanzünder-Würfeln die Autoreifen in Flammen zu setzen – dort jedoch breiteten sich die Flammen kaum aus. Bemerkt wurden die Brände am Sonntag gegen 3.30 Uhr von einem Anwohner nach einem Knall. Allerdings ist der Tatablauf laut Polizei noch unklar. Ein zehnköpfiges Team untersucht den Fall.

Die Tatorte liegen dabei nur rund 150 Meter auseinander, die beiden Straßen sind allerdings nur durch einen schmalen, in der Nacht unbeleuchteten Pfad verbunden. Dieser Teil von Neu Fahrland gilt als ruhig und liegt nahe dem Fahrländer See. Gestern aber herrschte unter den Anwohnern erhebliche Unruhe. „Natürlich hat man Angst, jetzt sein Auto draußen stehen zu lassen“, sagte ein älterer Mann. Besonders das Motiv lässt rätseln. Vor allem „neu Zugezogene“ seien betroffen, ist ein Erklärungsansatz, über den Anwohner mutmaßen. Doch für Katrin Laurisch von der Polizei reicht das nicht für einen Verdacht: „In diesem Wohngebiet gibt es eben allgemein viele Neubauten.“

Einen linksextremen Hintergrund der Tat halten die Ermittler für eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht für ausgeschlossen. So gilt die Art der Anschläge zwar vor allem in Berlin als beliebte Methode linksextremer Brandstifter. Jedoch liegt bisher kein Bekennerschreiben vor. Zudem sind in Berlin meist hochwertige Autos von Anschlägen betroffen, doch in Neu Fahrland waren auch kleinere Wagen Ziel der Täter. Auch gilt die abgeschiedene Gegend als eher untypisch. Linksextremisten würden für ihre Anschläge in der Regel eher zentrale Stadtteile bevorzugen, sagte ein Polizeisprecher. Wie es von Sicherheitsbehörden in Brandenburg hieß, zählen in Potsdam und Umland 50 Personen zur gewaltbereiten linksextremen Szene. Verfassungsschutz und Polizei rechnen ihnen vor allem Angriffe auf Rechtsextreme zu. Durch Anschläge auf vermeintlich Wohlhabende waren sie bislang nicht aufgefallen. Ein Ermittler sagte, im Vergleich zu Berlin sei die linksextreme Szene in Potsdam eher klein.

Trotz der unklaren Lage gibt es bereits Reaktionen aus der Politik. Potsdams CDU-Landtagsabgeordneter Steeven Bretz sagte, die Landeshauptstadt habe es „offenbar mit einer zunehmenden Gewaltbereitschaft zu tun“. Seine Parteikollegin Saskia Funck, in deren Wahlkreis auch Neu Fahrland liegt, sieht in dem Geschehen gar „Vorboten rot-roter Verhältnisse, wie sie in Berlin an der Tagesordnung sind“. In der Bundeshauptstadt würde der Berliner Senat von SPD und „SED-Nachfolgepartei“ seit Jahren die Vielzahl linksextremer Straftaten „leugnen“ – Brandserien wie dort wolle sie in Brandenburg nicht erleben. In dem Zusammenhang warnte Funck vor einem Abbau von Stellen bei der Polizei. In Berlin brannten seit Anfang des Jahres 230 Autos. HK/ axf