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Links und rechts der Langen Brücke: Keine Stapelware

Peer Straube über den Umgang der Stadt mit Asylsuchenden

Von Peer Straube

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Es ist ein unwürdiges Schauspiel, dass sich derzeit in Potsdam bietet. Dass die Stadt mehr Flüchtlinge aufnehmen muss – dieses Schicksal teilt sie mit anderen deutschen Kommunen und ist der weltpolitischen Lage geschuldet. Doch kann man kaum von einer Flüchtlingsschwemme sprechen, die sich nicht bewältigen ließe. Die Zahl der zusätzlichen Asylsuchenden ist überschaubar und sollte auch in einer Stadt mit Wohnungsnot besser zu bewältigen sein, als es derzeit geschieht. Potsdam fällt momentan hinter seine eigenen Ansprüche zurück. Wir erinnern uns: Das Flüchtlingsheim befand sich einst an der Peripherie der Stadt, am Lerchensteig. Die Einrichtung zog nicht zuletzt deshalb an den Schlaatz, weil die Stadtverwaltung keine Isolation der Asylsuchenden wollte. Sie sollten am Leben der Stadt teilnehmen, gesellschaftlich integriert werden. Dieser Ansatz war gut und richtig. Unverständlich ist es daher, dass für die Unterbringung der zusätzlichen Flüchtlinge nun Standorte im Industriegebiet oder in Marquardt überhaupt in Erwägung gezogen werden. Die Landeshauptstadt sollte den Menschen, die vor dem Krieg in Syrien fliehen oder aus anderen Krisenregionen der Welt hier vorübergehenden Schutz suchen, mit mehr Respekt begegnen. Dazu gehört weiß Gott nicht, sie in Containern in der Potsdamer Pampa wegzustapeln. Man darf nicht vergessen – diese Menschen sind unverschuldet in Not geraten.

Eine Stadt, der es so gut geht wie Potsdam, muss es sich leisten, Asylsuchende in Wohnungen unterzubringen und nicht in Bürocontainern, nicht in einem Ghetto. Es gibt ja durchaus richtige Ansätze, wie die steigende Zahl der Asylbewerber zeigt, denen eigene Wohnungen oder ein Platz in Wohngemeinschaften vermittelt wird. Doch sollte dieser Weg auch zu Ende gegangen werden. 34 000 der insgesamt 85 000 Wohnungen in Potsdam gehören der kommunalen Pro Potsdam oder einer der vielen Genossenschaften. Mit Semmelhaack gibt es noch einen privaten Big Player auf dem Wohnungsmarkt. Sie alle sind bei dem Problem die natürlichen Verhandlungspartner für das Rathaus. Die Flüchtlinge sollen sich hier nicht nur geduldet fühlen, sondern willkommen. Erst dann ist Potsdam eine lebenswerte Stadt.

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