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Homepage: Keine Weiterbildung für Migranten Modellprojekt an der FH steht vor dem Aus

Das Weiterbildungsprogramm „Aqua“ für aus dem Ausland zugewanderte Lehrer an der Fachhochschule Potsdam (FH) steht vor dem Aus. In dem Modelprojekt wurden seit 2011 arbeitslose Migranten, deren pädagogische Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden, zur „Fachkraft für Sozialarbeit“ weitergebildet.

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Das Weiterbildungsprogramm „Aqua“ für aus dem Ausland zugewanderte Lehrer an der Fachhochschule Potsdam (FH) steht vor dem Aus. In dem Modelprojekt wurden seit 2011 arbeitslose Migranten, deren pädagogische Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden, zur „Fachkraft für Sozialarbeit“ weitergebildet. Ende Juli läuft die mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes geförderte Maßnahme aber aus. Über den neuen Förderantrag über 315 000 Euro für den Zeitraum bis November 2013 hat das Land noch nicht entschieden. Die Chancen dafür stehen schlecht.

Die 19 Teilnehmer – 18 Frauen und ein Mann – hätten in der eineinhalbjährigen Ausbildung zwar ihre Deutschkenntnisse verbessert, jedoch weiterhin schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, erklärte Florian Engels, Sprecher des Landessozialministeriums, auf PNN-Anfrage. Man habe bislang noch keine Angaben darüber, wie viele der zuvor arbeitslosen Teilnehmer nach der Maßnahme tatsächlich einen Arbeitsplatz gefunden haben – „und von welcher Qualität diese Arbeitsplätze sind“, so Engels weiter: „Geringfügige Beschäftigung ist für uns als Maßstab nicht ausreichend.“ Bei einer Anstellung als Erzieher wäre das Ziel der Maßnahme, Lehrer in ihren ursprünglichen Beruf zu bringen, verfehlt, so Engels.

Für eine Fortführung des Modellprojektes müssten zudem mehr als ein Drittel der Teilnehmer einen Job finden. Sowohl Ministerium als auch die Teilnehmer seien jedoch skeptisch, was die Chancen angehe. Das auch, weil die Weiterbildung formal nicht anerkannt werde. Es handele sich um ein „Träger-Zertifikat“, was sich nicht in die staatlichen Abschlüsse im Sozialbereich und bei Arbeitgebern nicht in das Tarifgefüge einordnen lasse. Um tatsächlich wieder als Lehrer arbeiten zu können, müssten die Teilnehmer noch bis zu vier Semester für einen Bachelor-Abschluss studieren und während dieser Zeit ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren. Der ursprüngliche akademische Abschluss aus ihrem Heimatland gerate dabei de facto zu einer reinen Zulassungsbedingung für die Weiterbildung.

Peter Knösel, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen, hat für die zurückhaltende Haltung des Landes kein Verständnis. Noch zum Start wurde die Weiterbildung als große Chance gefeiert, so Knösel: „Auch die Bundesagentur für Arbeit hat das Projekt gelobt. Es nicht weiter zu führen, wäre absurd.“ Alle Teilnehmer seien zuvor viele Jahre arbeitslos gewesen. Sie kommen meist aus der ehemaligen Sowjetunion, sind Aussiedler oder Familienangehörige von Aussiedlern. „Sie haben nun eine Perspektive und fühlen sich und ihre wissenschaftliche Erfahrung wahrgenommen.“ Sieben Teilnehmer hätten bereits einen neuen Job gefunden, so Knösel. Das sei eine sehr gute Vermittlungsquote. Alle anderen würden von der FH bei der Arbeitsplatzsuche unterstützt.

Sollten die Teilnehmer einen Job finden, finanziere sich die Weiterbildung mit Sprachkurs, Seminaren an der Fachhochschule und Praktika in Kindergärten oder Jugendhilfeeinrichtungen von selbst, warb Knösel. Dass ein so erfolgreiches Projekt gestoppt werden soll, habe er noch nicht erlebt. Die Nachfrage nach dem Angebot sei hoch, jede Woche meldeten sich noch ein bis zwei Interessenten. Die FH hat das bundesweit einmalige Programm mitbetreut, das die damalige brandenburgische Integrationsbeauftragte Karin Weiss und die Otto-Benecke-Stiftung ins Leben gerufen haben. Das Programm sollte ab Sommer gemeinsam mit dem „Urania Schulhaus“ fortgeführt werden. Tobias Reichelt

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