Landeshauptstadt: Keine Wende in Sicht
Platzbedarf zur Unterbringung von Obdachlosen steigt in Potsdam stetig an
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In Potsdam gibt es seit 15 Jahren eine zentrale Fachstelle, in der Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Haushalte beraten und unterstützt werden. Der Arbeitsumfang der Behörde hat in den vergangen Jahren stetig zugenommen. „Der Aufwand, um insbesondere anstehende Zwangsräumungen zu verhindern, steigt stetig an“, heißt es im aktuellen Wohnungsmarktbericht der Stadt.
Potsdam registriert derzeit etwa 200 obdachlose Potsdamer. Erfasst sind in dieser Statistik jedoch nur Fälle, die durch eine ordnungsrechtliche Einweisung in Obdachlosenheime bekannt sind. Die Zahl der verdeckten Wohnungslosigkeit oder derer, die auf der Straße leben, ist nicht bekannt. Nach Einschätzung Sascha Podubins, Leiter des Wohnprojekts „Junge Wilde“, gibt es aber auch in Potsdam eine relevante Zahl des sogenannten „Sofahoppings“: Junge wohnungslose Menschen, die zeitweilig bei Freunden und Bekannten unterkommen.
Obwohl die Stadt den Anteil der Obdachlosen von 0,13 Prozent gemessen an der Gesamtbevölkerung als gering bewertet, stellt sie fest: Die Zahl der Betroffenen wird immer größer. Allein von 2010 auf 2011 stieg sie um zwölf Prozent.
Folge: In den vergangenen vier Jahren mussten die Obachlosenheime in Potsdam in einem Maß ausgebaut werden wie nie zuvor. Aktuell 194 Plätze in Heimen und Notunterkünften bedeuten eine Kapazitätserweiterung um fast 70 Prozent. „Eine Trendwende ist derzeit nicht absehbar“, heißt es im städtischen Fachressort.
Dennoch ist es Ziel in den städtischen Fachressorts, die Zahl der Betroffenen nicht ansteigen zu lassen – was bei der angespannten Situation auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt eine Herausforderung ist. Besonders schwierig ist es für Obdachlose, in Potsdam eine neue Wohnung zu mieten. „Die meisten Vermieter verlangen eine Bescheinigung über die Mietschuldenfreiheit, prüfen die Einträge bei der Schufa und ob ein privates Verbraucher-Insolvenzverfahren per Beschluss des Amtsgerichtes eröffnet wurde“, heißt es im Wohnungsmarktbericht. Daher bemühen sich die Mitarbeiter der zentralen Fachstelle, bereits dem drohenden Verlust der Wohnung entgegenzuwirken. Immer wieder appellieren die zuständigen Mitarbeiter an betroffene Bürger, sich rechtzeitig beraten und helfen zu lassen.
Die Stadtverwaltung bewertet die Arbeit der Fachstelle als erfolgreich, da die Zahl von 225 Zwangsräumungen im Jahr 2006 auf 153 im Jahr 2010 gesunken ist. Allerdings war im vergangenen Jahr wieder ein Anstieg zu verzeichnen auf 197 Zwangsräumungen. Auch ist in den vergangen fünf Jahren die Zahl der Klagen wegen Mietrückständen von 414 auf 311 im Vorjahr gesunken, während der Tiefstand 2010 mit 264 Klagen verzeichnet wurde.
Ein besonderes Potsdamer Hilfsangebot sind sogenannte Gewährleistungswohnungen mit aktuell 53 Plätzen. Das sind Wohnungen, die die Landeshauptstadt selbst anmietet, um wohnungslose Familien oder Einzelpersonen unterzubringen. Damit wird das Ziel verfolgt, obdachlose Familien bzw. Personen auf dem Weg zurück in die eigene Wohnung zu unterstützen. pek
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