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ATLAS: Keine Zeit

Jan Brunzlow über Arbeitszeiterfassung und Überstunden

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Überstunden, und zwar täglich, stehen auf dem Arbeitsplan der Klinikärzte in Potsdam. Damit unterscheiden sie sich nicht von Ärzten in Hannover, Berlin oder Rostock. Doch haben die durch den Tarifvertrag, der im Sommer für alle kommunalen Krankenhäuser abgeschlossen worden ist, eine übergreifende Regelung zur Erfassung der Arbeitszeit. Im städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“, in dem der Tarif nicht gilt, fordern etwa 300 Ärzte nun eine Arbeitszeiterfassung. Doch die Klinikleitung streubt sich. Unter anderem mit der Begründung, dass die Überstunden schon jetzt gemeldet und dann auch bezahlt werden. Weit weniger als 100 sollen es laut Klinikum-Geschäftsführer monatlich seitens der Ärzte sein. Offiziell gibt es also kein Problem mit Überstunden. Offiziell weiß die Geschäftsführung des 1000-Angestellten-Gesundheitskonzerns nicht, wer wirklich wie lange arbeitet. Offiziell haben die Ärzte dann Luft für weitere Aufgaben, frei gewordene Stellen werden nicht oder zeitverzögert neu besetzt – eine Methode, die nicht nur im Klinikum Praxis geworden ist. Kein Arzt darf Patienten mit dem Hinweis sitzen lassen, der gesetzliche Feierabend beginnt, er soll morgen wieder kommen. Aber wer sich nicht zur Wehr setzt, hat irgendwann nichtmal mehr Kraft und Zeit, die Überstunden zu erfassen.

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