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Von Henner Mallwitz: Keine Zukunft mit Legionären

UJKC Potsdam meldet Frauenteam in der Judo-Bundesliga ab und konzentriert sich voll auf die Männer

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Eine bittere, wenn auch nachvollziehbare Entscheidung, hat der UJKC Potsdam jetzt nach langem Überlegen getroffen: Der größte Judoverein der Landeshauptstadt wird ab der kommenden Saison keine Mannschaft mehr in der Frauen-Bundesliga auf die Matte schicken. „Nach der Zeit des Olympiasiegs von Yvonne Bönisch 2004 hatten wir natürlich ein großes Anspruchsdenken“, sagt Axel Kirchner, der die Judo-Frauen jahrelang als Trainer betreute. „Unser Ziel war immer, die Bundesliga als Trainingsmittel für die Entwicklung der eigenen Kämpferinnen zu nutzen. Zum Schluss haben wir mit Claudia Ahrens und Julia Basler nur noch zwei eigene Kräfte im Bundesligateam gehabt. Und wir wollen das nicht so wie in anderen Sportarten machen und uns mit Legionären verstärken. Das bringt dem Verein am Ende nichts.“

Gerade die Gewichtsklassen bis 48, 52 und 57 Kilogramm, in denen der UJKC vor Jahren noch eigene starke Kämpferinnen hatte, können schon längst nicht mehr besetzt werden. Als Vize-Europameister und mehrfacher Deutscher Meister, so Kirchner, wolle man aber eben auch eine reine Mannschaft des UJKC Potsdam sein. Dies ist derzeit nicht möglich. Ein erneuter Angriff in der Bundesliga sei langfristig angedacht – womöglich in vier oder fünf Jahren.

„Wir haben mehrere hoffnungsvolle Talente, die jetzt 14 bis 16 Jahre alt sind“, erklärt der Trainer. „Aber für einen Einsatz in der Bundesliga muss man auch auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. Die meisten unserer bisherigen Gegnerinnen konnten stets auf Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften zurückblicken.“

Ein weiterer Grund liegt allerdings auch in der Finanzierbarkeit des Ganzen. Viele Kämpferinnen, die im Nationalteam eingesetzt waren, wurden über die Bundesliga finanziert. In den vergangenen Jahren seien, so Kirchner, die Anforderungen des Bundestrainers jedoch so groß gewesen, dass viele Judoka kaum Einsätze bekamen oder andererseits „völlig ausgepowert“ zurückkamen.

Und: Neue weibliche Talente zu finden, gestaltet sich immer schwerer. Derzeit beträgt das Verhältnis von Jungs und Mädchen im Verein 80:20; ein Großteil ist noch unter zehn Jahre alt. „Wir haben allerdings auch zahlreiche Anfragen von männlichen Talenten aus anderen Vereinen“, sagt Kirchner. „Und so wollen wir uns fortan voll auf die Männer-Bundesliga konzentrieren und die Mannschaft verstärken. Wie bei den Frauen wollen wir auch bei den Männern die Bundesliga in erster Linie als Trainingsmittel nutzen.“

Die Entscheidung des Vereins kann Claudia Ahrens indes „voll und ganz nachvollziehen“. „Für mich persönlich war die Bundesliga in letzter Zeit nur eine ganz große Belastung neben dem Nationalteam“, sagt die 63-Kilo-Kämpferin. „Es ist natürlich schade, weil es immer schön war, den Heimatverein als eigene Mannschaft zu haben.“ Angebote aus anderen Vereinen habe sie zur Genüge. „Aber ich werde künftig wohl für Dynamo Brandenburg antreten.“

Henner Mallwitz

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