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Landeshauptstadt: Keiner Schuld bewusst

Verein für Weltoffenheit weist Vorwürfe zurück, Fördergelder zweckentfremdet zu haben

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Babelsberg/Innenstadt - Mit großer Verwunderung hat Michael Gumbert die bevorstehende Rechnungsprüfung beim Brandenburgischen Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde zur Kenntnis genommen. „Für mich kommt das überraschend“, sagte Gumbert, Vorstand im Verein Weltoffenheit, den PNN am Freitag auf Nachfrage. „Der Verein hat der Stadt jedes Jahr die Verwendung der Fördergelder vorgelegt. Da gab es nie in irgendeiner Form eine Beanstandung“, so Gumbert.

Am Mittwoch hatten die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung die Rechnungsprüfung beschlossen, nachdem bekannt geworden war, dass der Verein über die Hälfte der von der Stadt gezahlten Fördermittel zweckentfremdet haben soll. Für den Umbau der Villa Grenzenlos in der Babelsberger Sauerbruchstraße in eine Bildungs- und Begegnungsstätte hatte der Verein für Weltoffenheit von der Stadt jährlich 60 000 Euro erhalten. Bei Akteneinsicht sei nun festgestellt worden, dass 2005, im ersten Jahr der Übernahme der Villa durch den Verein, monatlich 3500 Euro und in den Folgejahren 3000 Euro monatlich als Honorar an den Geschäftsführer sowie weitere Personalkosten an geringfügig Beschäftigte sowie Praktikanten und Assistenten gezahlt worden seien (PNN berichteten). Im April vergangenen Jahres hatte sich der Verein vom Vorhaben Villa Grenzenlos verabschiedet, weil die für die Sanierung eingeplanten 700 000 Euro nicht ausreichen würden. Bei den Aufräumarbeiten in der sanierungsbedürftigen Villa wurde Schimmel und loses Mauerwerk entdeckt. Der Verein sprach damals von Kosten von über einer Million Euro. Die seit Jahren leer stehende Villa soll nun bundesweit zum Verkauf ausgeschrieben werden.

Den PNN sagte Gumbert, dass es keinen Geschäftsführer gegeben habe, der ein monatliches Salär von 3500 Euro und später 3000 Euro erhalten habe. „Aber mit einem Teil des Geldes wurde der Personalaufwand finanziert“, so Gumbert. Der bevorstehenden Prüfung sehe er gelassen entgegen. „Wenn es mit der Verwendung der Gelder Probleme geben würde, hätte sich die Stadt schon bei uns gemeldet.“ Probleme begleiten den Verein jedoch schon seit Jahren. Nach dem Rückzug von der Villa Grenzenlos ist nun auch das „al globe“ in der Charlottenstraße 31 geschlossen. „Wir betreiben dort noch ein Büro und vermieten den Saal für Fremdveranstaltungen“, sagte Gumbert. Der Verein plane derzeit kleinere Projekte, über die Gumbert jedoch nicht genauer Auskunft geben wollte.

Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, deren Fachbereich die Förderung bewilligt hatte, sagte gestern auf PNN-Anfragen, dass sie davon ausgehe, dass die Gelder „betreibervertragskonform“ verwendet worden seien.

Dirk Becker

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