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Landeshauptstadt: KGB-Gefängnis: Ausstellung verzögert sich

Exposition „Von Potsdam nach Workuta“ als Interimslösung aus Kostengründen abgelehnt

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Nauener Vorstadt - Der Gedenkstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis Leistikowstraße 1, die mit halbjähriger Verzögerung im Herbst eröffnet werden soll, droht ein mehr als einjähriger Leerstand. Für die geplante Dauerausstellung sind die Fördermittel von Bund und Land in Höhe von jeweils 400 000 Euro noch nicht freigegeben (PNN berichteten).

Peter Leinemann, Geschäftsführer des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins (EKH) als Bauherr äußerte sich gegenüber PNN zwar optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit erfolgt. Danach müsse die Ausstellung jedoch ausgeschrieben und ihre Gestaltung fachkundig begleitet werden. Favorisiert werde dafür die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.

Da die Ausstellung den hohen Anspruch besitzt, ein umfassendes Bild über die einzige authentisch erhaltene politische Hafteinrichtung des sowjetischen Geheimdienstes in Deutschland, seine unmenschlichen Praktiken sowie vor allem über das Schicksal der Opfer zu vermitteln, sei bis zur Fertigstellung ein Zeitraum von mindestens zwölf Monaten realistisch. Schließlich handele es sich um eine Gedenkstätte von nationalem und internationalem Rang. Schätzungen gehen davon aus, dass hier von 1946 bis 1953 etwa 1000 Menschen gequält, zum Tode verurteilt oder langjährig in Zwangsarbeitslager, vorwiegend ins sibirische Kohlebergwerk Workuta, deportiert wurden.

EKH-Geschäftsführer Leinemann äußerte sich zu der Frage, warum als Interimslösung nicht die von der Menschenrechtsorganisation Memorial Deutschland 1997 in dem Gebäude eröffnete provisorische Exposition „Von Potsdam nach Workuta“, die 2000 mit finanzieller Hilfe unter anderem des Landeskulturministeriums zur Dauerausstellung ausgebaut wurde, wieder gezeigt wird. Dazu war 2003 ein Katalog und 2005 eine Dokumentation über Häftlingsschicksale erschienen. Aus seiner Sicht sei es unzweckmäßig, die vor der Sanierung des Hauses eingelagerte Exposition im „Zwischenjahr“ nochmals aufzubauen. Dies würde erhebliche Kosten verursachen, außerdem wäre eine Aktualisierung der Aussagen notwendig.

Leinemann wies darauf hin, dass das Gebäude das Hauptexponat bilde. Hier haben sich im Kellergeschoss europaweit einmalig als Zeugnis von Folter und Gewalt Steh- und Isolationszellen sowie ein so genannter „Wiederbelebungsraum“ erhalten, in dem bei den Folterungen zusammengebrochene Häftlinge mit kaltem Wasser übergossen wurden. Auch die Verhörräume würden gezeigt. Zudem solle hoch qualifiziertes Personal für die Führungen durch das noch leere Haus eingesetzt und eine Informationsbroschüre herausgegeben werden. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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