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Landeshauptstadt: KGB-Gefängnis wird erweitert

Ausbau der Gedenkstätte beginnt im nächsten Jahr mit der Errichtung eines Funktionsgebäudes

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Der Ausbau des ehemaligen KGB-Gefängnisses Leistikowstraße 1 wird im nächsten Jahr beginnen. Darüber informierte Gisela Kurze, Vorstandsmitglied der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die PNN am Samstag zum Saisonabschluss in der Gedenk- und Erinnerungsstätte, die wegen baulichen Verfalls und fehlender Heizung bisher nur in der warmen Jahreszeit offen gehalten werden kann.

Die Kosten für das Zwei-Millionen-Projekt werden durch Fördermittel des Landes und vom Bund sowie Spenden, darunter der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, aufgebracht. 2007 soll als erstes ein an der Grundstücksgrenze zur Großen Weinmeisterstraße platziertes Funktionsgebäude errichtet werden. Mit Kassentrakt, Vortragsraum, Museumsshop, Büros und modernen Sanitärräumen schafft es die Voraussetzungen für den Gedenkstättenbetrieb. Hergerichtet wird auch das Außengelände, das von einer Buchenhecke umfriedet werden soll.

Im Dezember nimmt ein Fachbeirat seine Beratungen über die künftige Gestaltung des Haupthauses auf. Das als Pfarrhaus errichte Gebäude war bis zum Kriegsende 1945 Zentrale des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins (EKH). Danach wurde es vom Sowjetischen Geheimdienst KGB als Untersuchungsgefängnis genutzt. Bis Mitte der 50er Jahre wurden hier etwa 900 bis 1000 Häftlinge, in der Mehrzahl jugendliche Deutsche, unter unmenschlichen Bedingungen eingekerkert und unter fadenscheinigen Begründungen zum Tode oder zu bis zu 25 Jahren Straflager verurteilt. Das Gebäude ist das einzige derartige Gefängnis, das sich im Original erhalten hat.

Es soll deshalb in dieser Authentizität als „Ort des Schreckens“ erhalten werden, betonte Kurze. Der Fachbeirat werde dazu alle baulichen und inhaltlichen Fragen, aber auch der notwendigen personellen Ausstattung beraten. In dem vom Landeskulturministerium geführten Beirat sind neben der Stadtverwaltung und dem EKG als Hauseigentümer auch „Memorial“ und der von dem Historiker Hubertus Knabe geleitete Förderverein vertreten, die bisher die Gedenkstätte ehrenamtlich betreuen. Gisela Kurze will sich unter anderem dafür einsetzen, dass deren Herzstück, die Todeszellen im Kellergeschoss, schnellstens wieder geöffnet werden. Sie sind derzeit baubehördlich gesperrt.

Der Blick in jene Zelle, in der er ab Mai 1948 auf seine Aburteilung gewartet hatte, wurde am Samstag Bodo Platt natürlich nicht verwehrt. Der Görlitzer hatte sich als 17-jähriger Oberschüler in seiner Heimatstadt einer Gruppe schlesischer Flüchtlinge angeschlossen, die für demokratische Verhältnisse in Ostdeutschland eintrat. Er wurde verhaftet und in Potsdam vom Sowjetischen Militärtribunal zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Erst nach fast acht harten Jahren im Kohlebergwerk von Intra am Polarkreis kam er frei. Er nahm in Süddeutschland ein Lehrerstudium auf und leitete später eine Realschule. Am Samstag stellte Bodo Platt in der Leistikowstraße seinen Erinnerungsbericht „Sobirai weschtschi! Pack deine Sachen!“ vor, der von Andrea Huterer in der Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit herausgegeben wurde. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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