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Aus dem GERICHTSSAAL: „Kinder haben keinen Schalter“ Terror im Mietshaus mit Geldbußen geahndet

Kam Altenpflegerin Regina R.* (39) von der Arbeit nach Hause, wollte sie ihre Ruhe.

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Kam Altenpflegerin Regina R.* (39) von der Arbeit nach Hause, wollte sie ihre Ruhe. Dem Lebensgefährten stand nach langen Stunden im Taxi der Sinn auch nicht nach Action. Doch über dem Pärchen wohnte eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Die waren der Frau und ihrem Freund Heino H. zu laut. Als Gespräche mit den Eltern nicht fruchteten, ein von der Gewoba angeregter Mediationstermin kläglich scheiterte, sollen Regina R. und Heino H. zur Selbsthilfe gegriffen haben. Nun sitzt die Potsdamerin wegen Nötigung auf der Anklagebank, ihr Partner wegen versuchter Nötigung. Verurteilt werden sie allerdings nicht. Das Gericht stellt das Verfahren gegen Geldbußen von 200 und 150 Euro ein.

„Ich habe schon mal gegen die Heizungsrohre unserer Wohnung geklopft, um den Mietern zu signalisieren, dass sie leiser sein sollen“, räumt Regina R. ein. „Allerdings nicht am 15. Dezember 2006, wie angeklagt. Und ich habe auch nicht gesagt, ich höre mit dem Hämmern erst auf, wenn sie ausgezogen sind oder ihre Kinder ruhig gestellt haben.“ Heino H.* (40) ergänzt: „Als ich am 17. Februar bei meinen Nachbarn geklingelt habe, um mich über den Lärm zu beschweren, wurde ich von dem Mann bloß angegrinst. Ich fühlte mich missachtet. Da habe ich in der Rage erklärt, er soll mich nicht zur Weißglut treiben. Sonst trete ich irgendwann einmal eine Tür ein.“ „Das klingt aber nicht wesentlich anders als in der Anklageschrift“, gibt die Vorsitzende zu bedenken. „Doch, darin wird mir vorgeworfen, ich hätte gedroht, die Tür der Nachbarwohnung einzutreten“, entgegnet Heino H. „So etwas würde ich nie tun.“

„Der Vorfall vom 17. Februar hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, erinnert sich Alexander A.* (33) im Zeugenstand. „Ich habe wirklich geglaubt, er tritt unsere Tür ein. Meine Töchter waren damals knapp zwei Jahre sowie zwei Monate alt. Sie waren bestimmt nicht übermäßig laut. Sicher haben sie auch geweint oder gequengelt. Aber Kinder haben nun einmal keinen Schalter, mit dem man das abstellen kann. Wenn Frau R. gegen die Heizung geklopft hat, haben sie sich erschrocken. Dann haben sie wirklich laut gebrüllt. “ Die Gewoba riet dem Diplomphysiker und seiner Frau, Belästigungsprotokolle zu erstellen. „Zum Schluss notiert man jedes Türenschlagen aus der anderen Wohnung, auch wenn es vielleicht nicht mit Absicht geschah“, so der Zeuge. Inzwischen ist er mit seiner Familie aus dem Haus in der Innenstadt ausgezogen. Probleme mit den neuen Nachbarn habe er nicht, berichtet Alexander A. „Die haben wir jetzt auch nicht mehr“, wirft die Angeklagte ein. In die Wohnung über ihnen seien drei Studenten eingezogen. „Das passt.“ (*Namen von der Redaktion geändert) Hoga

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