Homepage: Kinder sind kein Notfall
Hochschulrektoren sehen Nachwuchs als Grundlage
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Familie und Beruf in Einklang zu bringen ist nicht einfach, aber möglich, findet Uni-Präsidentin Sabine Kunst. Sie selbst habe als Mutter von drei Kindern nie die wissenschaftliche Karriere aus dem Blick verloren. „Zielstrebigkeit braucht es und eisernen Willen, aber auch Organisationsgeschick und ein stabiles Netzwerk“, weiß die Professorin und ermutigt Studierende mit Kind, am Ball zu bleiben. Sie selbst hat sich den Ausbau der Universität zu einer familiengerechten Hochschule auf die Fahnen geschrieben. Flexible Kinderbetreuung, Beratung und konkrete Hilfen gehören ebenso dazu wie Förderprogramme für junge Mütter und Väter, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen. „Nicht selten“, so Sabine Kunst „kommen die Kinder ja genau in der Promotionsphase. Ein sensibler Zeitpunkt, an dem vor allem die Frauen jede Unterstützung brauchen.“
Ihr Kollege, der Rektor der Fachhochschule Potsdam Johannes Vielhaber, empfiehlt hingegen die Promotionszeit zum Kinderkriegen: „Wer glaubt, die Studien- oder Promotionszeit sei der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen, wird sich später häufig nach genau dieser Zeit zurücksehnen.“ Ihn störe in der Diskussion, dass zu oft die kindliche Perspektive in den Hintergrund trete. „Ökonomische Zwänge und Belastungen werden betont, Nachteilsausgleiche für den ,Notfall Kind’ gefordert und Geschenke wie emotionale Wärme, Glück und ungeahnte Perspektiven werden untergehen“, sagt Vielhaber, der selbst Vater von drei Kindern ist. „High-Potentials“, die Kinder nur mit „Karriere-Killern“ gleichsetzen, würden grundlegende Dinge für das Leben fehlen.
Dieter Wiedemann, Präsident der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) findet die Gesellschaft heute wenig kinderfreundlich: „Wenn Kindertagesstätten von Anwohnern wegen Lärmbelästigung verklagt werden, sehe ich darin nur ein Symptom einer insgesamt bedenklichen Entwicklung.“ Hier könnten und müssten die Hochschulen gegensteuern, sonst werde den Wissensgesellschaften der Zukunft die Basis entzogen. Mit ihren eigenen Mitteln haben sich HFF-Studierende in die Debatte eingebracht: Sie haben im vergangenen Jahr Filmspots zur Kampagne „Mach Dich unsterblich, werde Vater“ gedreht.
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