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Homepage: Kinder statt Party

Das Studentenwerk will den „T-Club“ schließen und eine neue Kita im Wohnheim am Neuen Palais bauen

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Im „T-Club“ herrscht dicke Luft. Dem Studentenclub im Wohnheim am Neuen Palais liegt die Kündigung für die Räume auf dem Tisch. Zum Oktober diesen Jahres müssen die Studenten raus. Das Studentenwerk Potsdam hat ihnen die mietfreie Nutzung des Raumes mit den abgewetzten Sofas, dem Tischfußball, der Dart-Scheibe und der Theke entzogen, weil dort ab dem Wintersemester 2007 eine Kindertagesstätte eröffnet werden soll. Ein Ausweichangebot für den Treffpunkt der Studenten gibt es nicht. Der Club steht vor dem Aus.

Über 650 000 Euro lässt sich das Studentenwerk die betriebseigene Kita in der Kaiser-Friedrich-Straße 135 für 50 Kinder der Eltern von allen drei Potsdamer Hochschulen kosten. Ob das Studentenwerk nach dem Bau weiter Träger der Einrichtung sein wird, ist unklar. Der erste Entwurf sieht eine Innenfläche von 454 Quadratmetern mit einem großen Aufenthaltsraum und kleinere Wickel- und Waschräume vor. Der Spielplatz vor dem Wohnheim wird ebenfalls erweitert. Die Öffnungszeiten für die Kita soll dem Alltag an den Hochschulen angepasst werden. Geplant sind Öffnungszeiten von 7.30 Uhr bis 20 Uhr in der Semesterzeit. In drei Gruppen sollen die Kinder bis zu sechs Jahren mit sport- und musikbetonten Ansätzen von fünf pädagogischen Kräften betreut werden. Die Kosten für die Kinderbetreuung werden sich an den städtischen Sätzen orientieren, die abhängig vom Einkommen der Eltern sind. Möglich soll es auch sein, Kinder tageweise in der Einrichtung abzugeben.

Die Zeiten rauschender Studentenpartys sind dann allerdings vorbei. Und die Mitglieder des „T-Clubs“ sind sauer, weil das Studentenwerk ihnen keine Ausweichmöglichkeit angeboten hat. „Wir sollen einfach raus und weg“, sagt Stefan Skradde, Mitglied des „T-Clubs“ ärgerlich. Dabei hat der 25-jährige Geoökologiestudent, der seit über drei Jahren ein Zimmer im Studentenwohnheim hat, „gar nichts“ gegen eine Kita. Doch auf einen Club im Wohnheim, will er nicht verzichten. „Von Montag bis Donnerstagabend treffen sich hier ausländische und deutsche Studierende, um sich besser kennen zu lernen“, sagt Stefan Skradde.

Wird der „T-Club“ geschlossen, gibt es zwischen dem Campus Golm und dem Neuen Palais nur noch den „NIL-Studentenkeller“ am Neuen Palais. Schon im Oktober vergangenen Jahres musste das „HimmeLein“, Treffpunkt für ausländische Studierende in Golm, wegen Brandschutzauflagen schließen und in den „NIL“ umziehen. „Da ist kein Platz mehr für uns“, sagt Stefan Skradde. Ohnehin wollen er und die weiteren 11 Mitglieder des „T-Clubs“ nicht in den NIL-Keller. Im „T-Club“ kenne jeder jeden, es sei familiär und nicht so anonym wie im „NIL“.

Von „studentischer Kultur, die dem Erdboden gleich gemacht“ werde, spricht der Referent für Sozialpolitik im Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Potsdam (AStA), Sören Becker – ist aber für die Kita. Die Studentenvertretung sehe sich in einem „schwierigen Interessenkonflikt“. Denn der AStA musste sich entscheiden. „Wir unterstützen nun das Engagement für die Kita“, erklärt Sören Becker. Der AStA hätte aber auch das Studentenwerk in einem Schreiben auf die Notwendigkeit „einer für alle Seiten akzeptablen Ausweichmöglichkeit für den T-Club“ hingewiesen.

Doch das Studentenwerk hat klare Prioritäten gesetzt. „Alles geht leider nicht“, sagt Gudrun Wewetzer, Pressereferentin und Sozialberaterin des Studentenwerks. Die Nachfrage an einer Einrichtung zur Kinderbetreuung sei groß. Deshalb wolle das Studentenwerk den Club zur Kita umbauen. „Eine Kita passt besser zum studentischen Wohnen als ein Club“, meint Gudrun Wewetzer. Manchen Anwohnern sei der „T-Club“ ohnehin ein „Dorn im Auge“ – wegen der Lärmbelästigung.

Das Studentenwerk würde zudem die studentische Kultur schon finanziell unterstützen, sagt Referentin Wewetzer, Etwa das neu eröffnete studentische Kulturzentrum (Kuze) in den Elfleinhöfen. Daneben gibt es in der Innenstadt auch noch die Studentenkneipe „Pub a la Pub“. Daher seien im Finanzplan des Studentenwerks derzeit keine alternativen Räume für den „T-Club“ vorgesehen – die dicke Luft bald aus dem Treffpunkt heraus.

Angela Gencarelli

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