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Landeshauptstadt: Kinderkrankheiten an der Jägerallee

Das neue Justizzentrum: Umzüge demnächst beendet – doch noch gibt es offenbar Startschwierigkeiten

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Jägervorstadt - Der beispiellose Umzug der meisten Potsdamer Justizbehörden in ein gemeinsames Zentrum in der Jägerallee steht vor dem Abschluss. Ende der kommenden Woche am 26. und 27. Juni räumen die rund 160 Mitarbeiter des Landgerichts ihre Zimmer und wechseln in den ehemaligen Kasernentrakt, der im März nach zweijähriger Sanierungszeit übergeben wurde. „An den zwei Tagen wird unser Betrieb erheblich eingeschänkt sein, dann soll alles wieder funktionieren“, sagte gestern der Sprecher des Potsdamer Landgerichts, Frank Tiemann, den PNN auf Anfrage. Er freue sich auf den neuen Arbeitsplatz, war schon auf einen Rundgang dort: „Der Schwurgerichtssaal wird deutlich größer als bisher.“ Zudem seien die Gerichte und die Staatsanwaltschaft nun in einem Haus – die Chance viele Kollegen überhaupt einmal kennenzulernen.

Nicht jeder denkt so positiv über den knapp 49 Millionen Euro teuren Bau. Möglicherweise seien zu wenig Säle für das Amtsgericht geplant, in der Sommersonne seien die verglasten Gänge vor den Sälen viel zu heiß, die Toiletten nicht vernünftig ausgeschildert, klagen Mitarbeiter und Besucher. Besonders bei den Amtsrichtern – ein Teil des Gerichts sitzt in der ersten Etage und im kühlen Keller – ist die Stimmung frostig. „Manches wirkt noch so unfertig – soll aber so bleiben“, so ein erfahrener Richter. Viele der neuen Säle seien zu klein, ihre Zahl für das Amtsgericht ebenso – deswegen würden viele Richter nur noch zwei statt drei Verhandlungstage pro Woche schaffen.

Dem widerspricht Christiane Dreusicke als Präsidentin des Amtsgerichts, die noch im bekannten Haupthaus des Amtsgerichts an der Hegelallee sitzt. „Die Zahl der Säle im Neubau ist ausreichend“, sagte Dreusicke gestern auf Anfrage. Würde einmal ein Engpass entstehen, könnten Säle des Landgerichts gemeinsam genutzt werden. Allerdings räumte sie ein, dass es noch „gewisse Schwierigkeiten“ gebe: So sei etwa die Sonnenschutzanlage für die verglasten Gänge noch nicht in Betrieb. Ob die nicht vorhandene Toilette im Trakt der Verhandlungssäle vergessen worden sei, darüber wollte Dreusicke nicht spekulieren: „Allerdings gibt es da wohl noch ein Beschilderungsproblem.“

Insgesamt soll das Haus für rund 500 Angestellte der Justiz der neue Arbeitsplatz sein. Die Fassade ist repräsentativ: Die historischen Gebäude stammen zum Teil von Plänen aus der Hand von Karl Friedrich Schinkel. Die innen knapp 7000 Quadratmeter Fläche bewirtschaftet der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB), der dem Finanzministerium unterstellt ist. Dort konnten gestern noch keine Angaben dazu gemacht werden, ob es schon Kritik aus den neuen Haus gab.

Denn die Stimmung ist nicht überall schlecht. Vor allem die Potsdamer Staatsanwaltschaft, mit rund 230 Angestellten größter neuer Mieter, gibt sich drei Monate nach ihrem Einzug äußerst zufrieden. „Im Vergleich zu der alten Liegenschaft ist alles ein Gewinn – wir haben da einen anderen Vergleichspunkt als vielleicht die Richter“, sagte Helmut Lange den PNN. Früher saß der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft mit seiner Behörde im Ministerialkomplex in der Heinrich-Mann-Allee 103 – wo etwa die Ermittler für Sexualdelikte und Jugendkriminalität in einem schnell aufheizbaren Container-Büro arbeiteten. Ein anderes Gebäude hieß schlicht „Ruine“. Nun sei vieles besser, so Lange: Vor allem die Sitzungspausen an Amtsgericht könnten nun für Arbeiten genutzt werden, die früher durch langen Fahrtzeiten zu den Gerichten liegenblieben. „Das ist schon eine erhebliche Erleichterung.“ Doch auch bei der Staatsanwaltschaft gibt es Misstöne, sagte Lange: Bei den Kollegen aus der aufgelösten Außenstelle Luckenwalde, die nun einen erheblich höheren Fahrweg haben. Lange weiter: „Doch in der Masse gesehen ist das Haus ein Gewinn, funktional und repräsentativ.“

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