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Landeshauptstadt: Kinderlachen oder Spinnengewebe

Der Vertrag für eine neue Kita und Hort ist geschlossen, doch die Denkmalpfleger haben das letzte Wort

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Bornstedt - Der Denkmalschutz in der Landeshauptstadt könnte die Eröffnung eines Hortes und einer Kindertagesstätte am Schulplatz 1 verhindern. Zwar wurde vor einer Woche ein Kaufvertrag für das 8800 Quadratmeter große, von der Potsdamer Straße sowie Kirsch- und Pappelallee umrahmte Grundstück geschlossen. Jedoch werde der Kontrakt nach PNN-Informationen nicht wirksam, wenn die Denkmalschutzauflagen zu hoch sind. Es geht also um Kinderlachen oder weiter Spinnengewebe in dem Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem bis zum Sommer 2007 eine sportorientierte Kindertagesstätte samt Hort unter Federführung einer Tochtergesellschaft des Landessportbundes entstehen soll.

Die Hortplätze in dem Gebäude werden von Eltern, Lehrern und auch vom Jugendamt als dringend erforderlich für die benachbarte Karl-Foerster-Grundschule angesehen. Mehr als 500 Grundschüler lernen in der für 579 Schüler ausgelegten Einrichtung, deren Hortkapazität nicht ausreicht. Vor einem Jahr musste der Hortträger sogar Kündigungen aussprechen, die jedoch wieder zurückgenommen worden sind – der Hortbetrieb läuft seit Jahren nur mit Ausnahmegenehmigungen des Landesjugendamtes. Schulleitung und Elternvertreter offenbarten ihre Wut bereits einmal während einer Stadtverordnetenversammlung im Rathaus lautstark. Sie machen die Stadt für die räumlich angespannte Situation verantwortlich. Absprachen seien nicht eingehalten worden.

Bereits im April 2005 schien die Sanierung der drei Häuser am Platz besiegelt – 1,2 Millionen Euro wurden dafür veranschlagt. Doch die Auflagen der Denkmalschützer für die seit 1999 leer stehenden Gebäude haben die Kosten in die Höhe getrieben. Von nötigen Investitionskosten zwischen 1,8 und zwei Millionen Euro war danach die Rede.

Wie der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes, Andreas Gerlach, gestern gegenüber den PNN sagte, hänge der jetzige Kaufvertrag zwischen der Pro Potsdam GmbH und der LSB Sportservice Brandenburg gGmbH für das Objekt an den Auflagen der Denkmalschützer. Eine Begehung der Gebäude mit gleichzeitiger Diskussion habe in der vergangenen Woche stattgefunden, beide Seite hätten ihre – nicht immer gleiche – Meinung ausgetauscht. Sollte sich die gemeinnützige Gesellschaft mit den Auflagen arrangieren, der Kaufvertrag wirksam und mit der Sanierung begonnen werden, rechnet Gerlach bis spätestens zum Sommer 2007 mit der Eröffnung erster sanierter Gebäudebereiche. Er untermauerte sein Interesse an dem Kita- sowie Hort-Projekt und sieht auch die Notwendigkeit für das Vorhaben an diesem Standort. Es wäre die zweite sportorientierte Kita der Landeshauptstadt nach dem Standort in Golm. Das seitens der LSB-Tochtergesellschaft im Vorjahr geplante Engagement in Marquardt scheiterte am Willen ortsansässiger Politiker – dort wird ein Träger aus Annaberg- Buchholz Kita und Schule übernehmen.

Bei der Stadt will man sich indes zu den Auflagen für das Schulhaus aus dem Jahr 1846 am Schulplatz nicht äußern. Wie Sprecherin Regina Thielemann sagte, würden die Denkmalschützer vor Grundstücksverkäufen generell keine Auflagen erteilen – erst danach. Dies sieht Gerlach im Fall Schulplatz 1 als erhebliches Risiko, denn nicht nur das Äußere des Gebäudes sehen die Mitarbeiter der Denkmalpflege als schützenswert an. Auch einzelne Deckenbereiche und die Statik des Hauses gehören dazu. Seit 1870 wird das Gebäude als Schule genutzt, 1980 erhielt sie ihren zweigeschossigen Anbau, bis 1999 war auf dem Gelände die Katharinenholz-Gesamtschule untergebracht.

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