
© A. Klaer
POTSDAM: Kinderreisepass sorgt für dicke Luft
Lange Wartezeit beim Bürgerservice. Der Pass für alle Kinder auf Auslandsreise ist vorgeschrieben - jetzt haben es viele Eltern eilig.
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Bis zu 70 Wartende gleichzeitig drängten sich am gestrigen Donnerstag im Bürgerservice des Rathauses. Viele von ihnen brauchten einen Kinderreisepass für ihre Sprösslinge. Denn dieser ist seit Dienstag, dem 26. Juni, bei Auslandsreisen für alle Kinder vorgeschrieben. Seitdem gilt eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass jede Person einen eigenen Pass haben muss. Der Eintrag der Kinder im Reisepass der Eltern ist damit ungültig. Überraschend ist das nicht. Die Verordnung stammt aus dem Jahr 2009.
Am Donnerstagmittag lag die Wartezeit bei 130 Minuten. Viele Potsdamer beantragten mit Beginn der Ferienzeit die Reisedokumente. Dicke Luft im Wartebereich, gestresste Eltern, quengelnde Kinder. Das Kind, das den Kinderreisepass bekommen soll, muss nämlich dabei sein.
Ist man einmal beim Sachbearbeiter, geht es jedoch schnell: Wenn ein Passfoto, die Geburtsurkunde und die schriftliche Einverständniserklärung beider Eltern vorliegt, kann der Kinderreisepass schon am nächsten Werktag abgeholt werden. Nicht jedoch am heutigen Freitag. Der Bürgerservice hat geschlossen.
Die neue Regelung beschert den Mitarbeitern zusätzliche Arbeit. Seit der Bekanntmachung durch Aushänge und im Internet im April sei die Nachfrage nach dem Kinderreisepass gestiegen, so die Bereichsleiterin des Bürgerservice Kristina Trilk. 853 solcher Kinderreisepässe wurden seitdem ausgestellt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 530. Allein von Dienstag bis Donnerstag wurden 80 Kinderreisepässe ausgestellt.
Die Wartezeiten seien seit der Einführung des biometrischen Personalausweises im Jahr 2010 ohnehin länger. Besonders hoch sei die Wartezeit immer zum Ferienanfang, so Trilk. Insofern könne man die Dauer nicht dem Kinderreisepass zuordnen. „Leider stellen viele Reisende erst kurz vor Reiseantritt fest, dass ein gültiges Dokument fehlt“, so Trilk. Um die Anträge für die Kinderreisepässe zu bearbeiten, werden keine zusätzlichen Mitarbeiter eingesetzt.
Welches Reisedokument für die Kinder das richtige ist, hänge ganz wesentlich vom Ziel der Reise ab, so Philipp Spauschus, Sprecher des Bundesinnenministeriums. „Ein Kinderreisepass oder Personalausweis genügt für Reisen in Länder des sogenannten Schengen-Raums, also in die europäischen Staaten ohne Grenzkontrollen“, sagte Spauschus. Manche Länder wie die USA oder einige südosteuropäische Staaten verlangen für die visafreie Einreise demgegenüber einen elektronischen Reisepass. Der Kinderreisepass reiche in diesen Fällen nicht aus.
Wer bereits im Auslandurlaub sei, ohne vorher den Kinderreisepass beantragt zu haben, kann sich das Dokument auch bei den deutschen Botschaften und Konsulaten besorgen. Wer ohne gültiges Dokument reise, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Allerdings gehe das Ministerium davon aus, dass die Behörden vor Ort bei Kontrollen in diesem Fall mit Augenmaß vorgehen. Da es innerhalb des Schengen-Raumes keine Grenzkontrollen mehr gibt, dürfte die Wahrscheinlichkeit ohnehin gering sein.
Der Kinderreisepass kostet 13 Euro, eine Verlängerung sechs Euro. Er ist sechs Jahre gültig und kann einmalig um sechs Jahre verlängert werden, jedoch maximal bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres. Kinder ab zwölf Jahren brauchen für Auslandsreisen einen Reisepass oder einen Personalausweis. M. Zschieck
M. Zschieck
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