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Landeshauptstadt: „Kirche bleibt Kirche“

Gemeindekirchenrat Golm spricht sich gegen Verkauf der Alten Kirche am Reiherberg aus

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Golm - „Potsdams ältestes Bauwerk steht zum Verkauf“, diese Meldung machte Ende März die Runde und wurde sogar von der überregionalen Presse aufgegriffen. Gemeint ist die Alte Golmer Dorfkirche, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur stattlichen Kaiser-Friedrich-Kirche am Fuße des 68 Meter hohen Reiherberges steht. Die Kreissynode des Potsdamer Kirchenkreises habe sich aus Kostengründen zur Aufgabe des Bauwerkes entschlossen, hieß es.

Wie Superintendent Bertram Althausen gegenüber den PNN gestern erläuterte, gehöre die Alte Golmer Kirche schon seit Jahren nicht mehr zum Zweckvermögen der Kirche, sondern zum so genannten Finanzvermögen. Der kircheninterne Gebäudebedarfsplan fasse darin alle Liegenschaften zusammen, „bei denen die Baulast aus der Verwendung selbst zu finanzieren ist.“ Über einen Verkauf, eine Verpachtung oder eine anderweitige Verwertung sei damit noch keine Aussage getroffen.

Barbara Buller, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, reagierte umgehend auf die Verkaufsgerüchte. „Alte Kirche Golm bleibt Kirche“, verbreitete sie im Internet. Und: „Die Einstufung der Kirche im Gebäudebedarfsplan der Kreissynode sagt nichts über einen tatsächlichen Verkauf aus.“ Eigentümerin der Alten Kirche und des sie umgebenden Friedhofs sei die Kirchengemeinde Golm. „Der Gemeindekirchenrat hat in seiner letzten Sitzung bekräftigt, dass beide Immobilien nicht zur Disposition stehen“, so Buller.

Gemeindekirchenrat gegen Kreissynode? „Der Beschluss zwingt uns als Eigentümerin zu nichts“, betont Barbara Buller. Und: „Deshalb können wir nicht dagegen kämpfen“. Die Gemeinde sei dankbar, dass wenigstens für die benachbarte Kaiser-Friedrich-Kirche Mittel zur Verfügung stünden. Im Herbst 2005 war mit der Renovierung der Turmspitze begonnen worden. In diesem Frühjahr werden die Arbeiten fortgesetzt. Pressemeldungen, nach denen der Golmer Friedhof von der Stadt Potsdam verwaltet werde, entsprächen nicht den Tatsachen, betont die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. „Den Friedhof betreibt die Kirchengemeinde mit viel Einsatzbereitschaft und halb ehrenamtlich.“

Der im März 2002 von sieben Golmer Bürgern gegründete „Kirchenbauverein der Kaiser-Friedrich-Kirche zu Golm“ hat es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, „das einmalige Kirchenensemble am Golmer Reiherberg zu erhalten“. Die Meldungen, die alte Kirche zu verkaufen, sei eine „Fehlinterpretation“, erklärt Kirchbauvereinsvorsitzender Dr. Rainer Höfgen. „Freunde und Förderer sind uns jederzeit herzlich willkommen, um uns in unserem Bemühen zu unterstützen, dieses einmalige Bauensemble, das aus dem Mittelalter bis in die Neuzeit reicht, zu erhalten“. Höfgen erinnert an den „Tag der Archäometrie“, der im vergangenen Jahr in der Alten Kirche stattfand und der dieses Jahr wiederholt wird. Hierbei geht es um die Altersbestimmung des Bauwerkes, das bereits zum Zeitpunkt der Ersterwähnung Golms im Jahre 1289 hier gestanden haben soll.

Wie Barbara Buller erwähnt, sei der schlechte bauliche Zustand der Alten Kirche ein Jahrhundertproblem. Bereits 1858 sei die neue Backsteinkirche errichtet worden, weil die alte Dorfkirche baufällig war. Jetzt sei das Holzwerk der Kirchendecke vom Schwamm befallen. Das Gebäude kann daher seit einem halben Jahr nicht mehr als Begräbnishalle genutzt werden. Es sei aber ein wichtiger „Ankerpunkt“ für die Gemeinde.

Große Hoffnung, dass die Stadt Potsdam die Renovierung auf ihre Dringlichkeitsliste setzt, wie das Landesamt für Denkmalpflege fordert, hat die Gemeinde nicht. „Wir wollen gern unsere Kräfte einsetzen, um Spenden zu sammeln und Sponsoren zu gewinnen“, sagt Buller namens der über 300 Gemeindemitglieder. Sie befinde sich beim Bemühen um den Erhalt in guter Gesellschaft: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Wolfgang Huber habe gefordert, die Option für derzeit aus finanziellen Gründen nicht zu renovierende Kirchen offen zu halten. Günter Schenke

Günter Schenke

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