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Landeshauptstadt: „Kirche sollte keine Bataillone aufstellen“

Leitender Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Horst Scheffler sprach im Rahmen der „Ökumenischen Friedensdekade"

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Leitender Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Horst Scheffler sprach im Rahmen der „Ökumenischen Friedensdekade" Innenstadt. Er selbst war kein Soldat. Die Verbindung zwischen Kirche und Militär schien ihm zunächst abwegig, erzählte Horst Scheffler, Theologe und leitender wissenschaftlicher Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Sein Dozent Hans-Dieter Bastian habe ihn für das Gebiet begeistert. Nach seinem Vikariat begann Scheffler 1976 als Militärseelsorger in Bonn. Am vergangenen Montag erläuterte Horst Scheffler sein Verständnis zum Thema „Friedensethik und Friedenspolitik“ bezüglich kriegerischer Auseinandersetzungen. Antworten suchte er auf die den Abend begleitende Frage „Wie politisch soll Kirche sein?“ zu geben. Im Rahmen der „24. Ökumenischen Friedensdekade“ besuchten zirka 40 Damen und Herren älteren Jahrganges die Veranstaltung in der Ausstellung zur Garnisonkirche. „Die Botschaft des Evangeliums ist der Frieden Gottes“, führte Scheffler ein. Gleichwohl finde sich in der Bibel die Lehre vom „gerechten Krieg, der nicht mit dem Heiligen Krieg zu verwechseln ist“. Erste Ansätze für den „gerechten Krieg“ gingen auf Cicero zurück und seien von Kirchenvätern wie Augustin und Martin Luther weiterentwickelt worden. Eine militärische Auseinandersetzung sollte das letzte Mittel der Selbstbehauptung sein und nur auf gerechtfertigter Grundlage eingesetzt werden. „Und das im Bestreben nach Frieden und Bewahrung des Rechts.“ In der Amsterdamer Vollversammlung der Kirchen wurde 1948 formuliert, dass es keinen Krieg um Gottes Willen geben dürfe. Das schließe nicht aus, auf Gefahr mit militärischen Mitteln zu reagieren. Scheffler sprach sich dafür aus, sich von kriegsfähigen Streitkräften zu lösen. Statt dessen sollte es internationale Polizeikräfte geben, die wie der Schweizer Gustav Däniker es formulierte „schützen, helfen und retten“ sollen. Und die Kirche? „Sie sollte keine Bataillone aufstellen, also keine Politik machen, sondern sich dort einsetzen, wo Menschenrechte verletzt werden.“ In ihrem Tun sei Kirche durchaus politisch. Die Begleitung von Kriegsdienstverweigerern führte der Theologe als Beispiel an. Aber auch Kritisches zog Scheffler in seine Betrachtung mit ein, wie das passive, „durchaus politische“, Verhalten der Kirche während des Nationalsozialismus. „In der Vielfalt der Menschen, die die Kirche vereint, sollte auf politische Statements verzichtet werden, damit niemand vereinnahmt wird.“ Er vertrete die Vorstellung, dass Kirche „gute Christen erziehe, die sich durchaus politisch äußern, sie im rechten Maß begleitet und in ihrem Tun unterstützt“. U. S. Hans Koschnik, Oberbürgermeister a. D., spricht zum Thema „Friedensbildende Maßnahmen in einer unfriedlichen Welt“ am Montag, 24. November 2003, um 19 Uhr, in der Ausstellung zur Garnisonkirche, Breite Straße 7.

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