
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Kirchentag-Klimapreis für Erlösergemeinde
Potsdamer Pfarrer handelte Strom-Tarif aus, bei dem fünf Prozent der Kosten in einen Ökofonds fließen
Stand:
Ein Stromtarif, der ökologische Projekte fördert und die Kohlenstoffdioxid-Emission reduziert: Dafür hat die evangelische Erlöserkirchgemeinde Potsdam jetzt den ersten Preis des Klimawettbewerbs „klimafair2010“ des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages bekommen. Sie wird ihr Projekt beim nächsten Kirchentag im Juni in Dresden vorstellen. Für jede Kilowattstunde, die die Potsdamer Kirchengemeinden und ihre Mitarbeiter für das Heizen und die Warmwasserversorgung benötigen, fließen 1,25 Cent in einen Umweltfond. „Wir sind froh, dass unsere Idee auf diese Weise publik wird“, sagt Gemeindepfarrer Konrad Elmer-Herzig.
Vor sechs Jahren wurde die Strom-Spenden-Idee geboren. Das Prinzip ist denkbar einfach: Möglichst ökologisch sollte die Energie sein, die die Kirchengemeinden in Potsdam für die Wärmeerzeugung benötigen. Außerdem sollte sie möglichst wenig Kohlenstoffdioxid-Ausstoß verursachen. Pfarrer Elmer-Herzig und weiteren Gemeindegliedern gelang es, mit der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) einen Kirchentarif auszuhandeln: Ein günstiger Strompreis, von dem 1,25 Cent pro Kilowattstunde – das entspricht fünf Prozent der gesamten Kosten – in einen Umweltfonds fließen. Das Geld, das die EWP in dem Fonds gesammelt hat, soll nach Wünschen aller Beteiligten effektiv der Umwelt zugute kommen. Rund 700 Mitglieder, ehrenamtlich tätige Privatpersonen und Kirchengemeinden, beziehen seitdem den Kirchen-Strom von der EWP und speisen damit den Ökofonds. Rund 130 000 Euro sind nach Angaben der Kirche bisher zusammengekommen.
Ein ausgeklügeltes Heizungssystem im Keller des evangelischen Hasenheyer-Stifts in der Meistersingerstraße ist das erste Projekt, das mit Hilfe der gesammelten Gelder finanziert wurde. „Anfangs hatten wir gedacht, dass eine maximale Gebäudeisolierung den größten Nutzen haben könnte“, erklärt Pfarrer Elmer-Herzig, der mittlerweile zum Energieexperten geworden ist. Als Fachleute dann aber berechnet hatten, dass ein Blockheizkraftwerk eine viel bessere Klimabilanz habe, fiel die Entscheidung für ein alternatives Heizungssystem. Die Anfang dieses Jahres in Betrieb genommene Heizanlage, die mit Hilfe eines Gasmotors das Wasser für das Seniorenheim erwärmt, hat laut Pfarrer Elmer-Herzig eine bessere Emissions-Bilanz als eine Photovoltaikanlage. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ steht daher über einer Tafel, die an der Fassade des Hasenheyer-Stiftes angebracht ist. Auf dieser wird Bilanz gezogen: Während die zu Vergleichszwecken auf dem Dach des Hauses montierte Photovoltaikanlage bisher etwa 625 Kilowattstunden Strom geliefert und 437 Kilogramm Kohlenstoffdioxid eingespart hat, kommt das Blockheizkraftwerk auf 87167 Kilowattstunden und eine Kohlenstoffdioxid-Einsparung von 61 016 Kilogramm. Das gesamte Haus wird mit der erzeugten Wärme geheizt.
Die Heizanlage sei vor allem dort sinnvoll, „wo auch im Sommer große Mengen Warmwasser benötigt werden“, erklärt der Pfarrer. Seniorenheime und Krankenhäuser, die nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, könnten von Blockheizkraftwerken profitieren, die nach einfachem Prinzip funktionieren: Ein Generator, der durch einen konventionellen Gas-Automotor angetrieben wird, erzeugt Strom. Die Abwärme des Motors ist die Heizkraft, mit der Wasser erwärmt und ein Haus geheizt wird. Derzeit laufen Planungen, auch das evangelische Seniorenzentrum Emmaus-Haus in der Eisenhartstraße mit einem Blockheizkraftwerk auszustatten. Tina Lohmann
Tina Lohmann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: