Landeshauptstadt: Kirschen aus Sanssouci
Obstgarten entsteht neu / Pflanzzeit ab Oktober
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Obstgarten entsteht neu / Pflanzzeit ab Oktober Zu Friedrich des Großen Zeiten reichten sich in Sanssouci Flora, die Blumengöttin, und Pomona, die Göttin der Gartenfrüchte, die Hände. Schönes wurde mit Nützlichem verbunden. Ein Beispiel dafür bot das Parterre unterhalb der Neuen Kammern, das mit Kirschbäumen bepflanzt war. Das zeigt ein Plan des für dieses Revier zuständigen Hofgärtners Friedrich Zacharias Saltzmann von 1772. Die ursprüngliche Situation will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nun wieder herstellen. In den vier Quartieren werden 140 Kirschbäume gepflanzt. Dabei sollen die Reihen aus wechselnden Sorten bestehen. Der stellvertretende Gartendirektor Dr. Jörg Wacker begab sich auf die Suche nach historischen Süß- und Sauerkirschsorten, die für das Geviert belegt sind. Zu ihnen zählen die Leopoldskirsche, die Frühe Werdersche Herzkirsche, Doppelte Maikirsche, Prager Muskateller, die Weiße Spanische Knorpelkirsche, Pfälzer Maikirsche und Schattenmorelle. Wacker arbeitet dabei mit der Baumschule Lorberg in Tremmen zusammen, die die Reiser vermehrt und heranzieht. Das ist ein langwieriger Prozess, so dass vier Jahresschritte notwendig werden, bis der letzte Baum im Boden ist. Begonnen wird aber bereits am 3. Oktober dieses Jahres, beim diesmal in Potsdam stattfindenden zentralen Fest zum Tag der deutschen Einheit. Die Marketing-Abteilung der Stiftung will das erste Bäumchen von einem prominenten Bundespolitiker pflanzen lassen. Denkbar wäre sicher auch, die „Kirschen aus Sanssouci“ nach dem Heranwachsen des Gartens zum Beispiel durch eine jährliche Obstlese zu vermarkten. Mit Kirschen bepflanzt blieb das Revier unterhalb der Neuen Kammern bis 1788/89, in anderen Bereichen bis 1822. Vor den Neuen Kammern legte Peter Joseph Lenné einen Pleasureground zum Aufstellen von Orangenkübeln an. Hofgartendirektor Ferdinand Jühlke schuf 1871 unterhalb der Mittelrampe ein riesiges Teppichbeet mit Palmen und Farnpflanzen. Gartendirektor Georg Potente begann 1937 mit der Rückführung auf die barocke Gestaltung und stellte das Wegekreuz und die beiden Laubengänge wieder her. Er konnte jedoch die Arbeiten wegen seines von den Nationalsozialisten erzwungenen Ausscheidens nicht vollenden. Zwischen 1955 und 1974 befand sich in dem Geviert ein Rosengarten. Heute ist das Parterre, deren Hainbuchenhecken 2002 erneuert wurden, eine große Rasenfläche. Für die Wiederherstellung des Kirschgartens sind also keine Rodungen erforderlich. Einige wenige wertvolle Einzelgehölze, so zwei Farnblättrige Lebensbäume, werden bei der Neugestaltung erhalten. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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