Landeshauptstadt: Kita-Disput zwischen Träger und Verwaltung
Nicht nur der Kitaplatz-Mangel sorgt für Diskussionen, auch beim Weg aus der Misere ist man uneins
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Bornstedter Feld - „428 Eltern gibt es in Potsdam, die ihre Kinder durchaus auch in einer Kita unterbringen würden.“ Der Geschäftsführer der Kinderwelten GmbH, Gerald Siegert, weiß, dass diese Zahl Sprengstoff in sich birgt. Trotzdem hantierte er damit am Donnerstagabend bei einer SPD-Veranstaltung über die Kita-Situation in der Foerster-Grundschule. Zwar ist seit längerem bekannt, dass in Potsdam ein Mangel an Kitaplätzen herrscht, doch bislang war lediglich die Zahl der Verwaltung bekannt, an der sie auch immer noch festhält: „Zwischen 50 und 100 Plätze fehlen in Potsdam“, sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers auf PNN-Nachfrage. Schweers erklärte, dass man nicht davon ausgehen könne, dass alle Eltern, die sich für eine private Kinder-Tagesbetreuung anmelden, auch einen Kitaplatz nehmen würden.
Insbesondere im Potsdamer Norden ist die Kita-Situation angespannt. Viele Familien zogen in den vergangenen Jahren in die neugebauten Häuser, nur der ausreichende Bau von Kitas und Schulen wurde jahrelang hinausgezögert – die vorhandenen Einrichtungen hätten mittlerweile Wartelisten, auf denen mehr als 200 Namen stünden, sagte Ulrike Niepraschk vom Kita-Träger Erziehungs- und Bildungswege gGmbH. Das wiederum nannte Schweers „den Eltern gegenüber unverantwortlich“. Aber auch deshalb, so der Jugendamtsleiter, sei er für eine Reform des Anmeldesystems (PNN berichteten), um sowohl den genaueren Bedarf zu erfassen, als auch die bislang gängigen Mehrfachanmeldungen bei verschiedenen Kitas nicht mehr möglich zu machen und schließlich den Eltern schnellere Gewissheit über einen Platz zu ermöglichen. Das geplante Anmeldesystem wird indes von den Trägern mit Skepsis gesehen. Niepraschk, aber auch andere Kita- Trägervertreter, sahen sich damit der Wahlfreiheit beraubt, wenn die Träger sich in einem kürzeren Zeitraum für Kinder entscheiden müssten. „Ich werde auch weiterhin nicht sofort zu- oder absagen, wenn Eltern zum Anmeldegespräch in meinem Büro sitzen“, verkündete Niepraschk.
Eine weitere Alternative stellte der Kinderwelten-Geschäftsführer Siegert vor. In einem Modellprojekt für die Universität Potsdam wurde ein Programm entwickelt, dass eine schnelle Vermittlung der vorhandenen freien Plätze ermögliche und dabei auch die Angebote der einzelnen Kitas mit Elterninteressen verknüpfe, so Siegert. Auch Jugendamtsleiter Schweers favorisiert das System als weiteren Reformschritt. Doch auch hier zeigte sich nicht erst am Donnerstagabend Widerstand: Einzelne Träger sehen sich dabei ebenfalls in der Auswahl der Kinder beeinträchtigt. Aber auch das Engagement der Kinderwelten gGmbH wird von einigen Trägern kritisch gesehen, weil die Firma selbst auch Träger von Kitas in der Stadt sei. KG
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