
© Kitty Kleist-Heinrich
Von Jan Brunzlow: Kitaplätze in der Siemens-Villa
Der Stadt fehlen hunderte Kitaplätze / Neue Bedarfsplanung vorgelegt / Sportbund investiert Millionen
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Die Stadt Potsdam hat Träger von Kindertagesstätten um Hilfe gerufen. Hunderte Krippen- und Kitaplätze fehlen momentan in der Landeshauptstadt und der Bedarf steigt weiter. Wie Jugendamtsleiter Norbert Schweers gestern auf Anfrage sagte, sei auf drei Konferenzen um Hilfe gebeten worden. Als einer der ersten Träger habe der Landessportbund signalisiert, schnellstmöglich drei neue Kindertagesstätten mit zirka 400 Plätzen eröffnen zu wollen. Die ersten Plätze könnten bereits in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Schweers erklärte, die drei geplanten Kitas der Sportservice gGmbH des Landessportbundes sind in die neue Bedarfsplanung der Stadt aufgenommen worden, die im September den Stadtverordneten vorgelegt wird.
Wie Landessportbund-Hauptgeschäftsführer Andreas Gerlach gestern erklärte, sollen die Kitas in der Nansenstraße 2 in Potsdam-West, in der Siemens-Villa in der Gregor-Mendel- Straße 21 sowie in der Puschkinallee 12 entstehen und ein sport- und gesundheitsorientiertes Konzept haben. Damit wird der Träger, der bislang den Hort am Schulplatz und die Kita in Golm betreibt, mehrere Millionen Euro in Kindertagesstätten und Horte investieren. Allein die Siemens-Villa in der Jägervorstadt wird derzeit mit einem Verkaufspreis von 2,8 Millionen Euro angeboten. 15 Objekte seien auf ihre Tauglichkeit geprüft worden, sagte Robert Busch, Geschäftsführer der Sportservice Brandenburg gGmbH. Die drei jetzt veröffentlichten hätten sich als „relativ einfach realisierbar“ hervorgetan. Mit den jeweiligen Eigentümern würden Verkaufsgespräche geführt. Zwei der drei Projekte sollen umgesetzt werden.
Die Sicherheit, dass die Konzepte aufgehen und die Eltern die Kitas und Horte anwählen werden, sieht Busch im Andrang an die beiden bestehenden Einrichtungen in Potsdam. Es gebe lange Wartelisten. Zwar werde die Kapazität des Hortes am Schulplatz jetzt erhöht, allerdings gebe es immer noch mehr Bedarf als Plätze. Das Konzept der Kitas des Landessportbundes ist gemeinsam mit der Universität Potsdam ausgearbeitet worden. Der Ansatz lautet, einen Platz mit vielen Möglichkeiten für die Bewegung zur Verfügung zu stellen. Die Einrichtung am Schulplatz hat 6000 Quadratmeter Außenfläche für Spiel und Sport, die neuen Kitas sollen etwa 3000 Quadratmeter bekommen.
Durch die neuen Kitas erhöht sich die Anzahl der Plätze, die in Potsdam geschaffen werden nochmals. Bislang sollten während der städtischen Kita-Offensive gut 1800 Plätze in den nächsten beiden Jahren neu geschaffen werden. Dafür sind 16 Neubauten und acht Erweiterungen bestehender Einrichtungen geplant. Auch andere Träger wie die Arbeiterwohlfahrt investieren weiter in die Anlagen. So wird heute Start für die Erweiterung der Kita in der Awo-Kita in der Max-Born-Straße sein. 40 Krippenplätze sollen zusätzlich entstehen. Auch in der Grenzstraße Ecke Alt Nowawes wird die Awo in den nächsten Jahren 80 Krippen- und Kitaplätze sowie 60 Hortplätze bauen. Weitere Neubauvorhaben sind unter anderem eine Kita im Wissenschaftspark Golm und am Filmpark Babelsberg des Fröbel e.V. sowie eine Klinikum-Betriebskita. Der Bedarf in Potsdam ist aufgrund der vielen Zuzüge und der hohen Geburtenrate in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Das Jugendamt wird daher den Kitabedarfsplan künftig nicht mehr alle zwei Jahre, sondern jedes Jahr den Stadtverordneten neu vorlegen.
Finanziert werden Kindertagesstätten durch die Stadt und Elternbeiträge. Stellt die Stadt einem Träger die Immobilie zur Verfügung, so muss der Träger Miete zahlen. Immer häufiger bauen und kaufen die Träger allerdings ihre Immobilien alleine. Dann zahlt die Stadt die Personalkosten sowie eine Pauschale von 5,11 Euro pro Quadratmeter Kitafläche. Laut Schweers gebe es allerdings weitere Zuschussmöglichkeiten für die Träger, die geltend gemacht werden. Selbst die Investitionsbank des Landes stelle jährlich eine Förderung von 700 000 Euro für Kitas bereit. Statistisch gesehen bezahlt die Stadt für 100 Kitaplätze jährlich 400 000 Euro. Insgesamt gibt es in Potsdam derzeit etwa 100 Einrichtungen von 50 Trägern, in denen 12 000 Kinder von null bis zwölf Jahren betreut werden. Der Bedarf an Plätzen steigt in Zukunft weiter an. Laut neuesten Analysen des Jugendamtes haben 49 Prozent der Potsdamer Eltern einen Krippenplatz für ihre Kinder. Laut Schweers ein Spitzenwert, der allerdings weiter ausgebaut werden muss. Denn ab 2013 hat jeder einen Rechtsanspruch darauf, sein Kind in einer Kinderkrippe betreuen zu lassen.
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