Von Erhart Hohenstein: Klaar wettert gegen Kirchenstiftung
Abrissstart für Fahrradladen / Huber: Zeichen für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesetzt
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Störfeuer von Max Klaar gegen den „fröhlichen Abriss“ der provisorischen Kapelle und Ausstellung auf der Baustelle für den Wiederaufbau der Garnisonkirche am Samstag: Mit dem Kirchenstandort werde nach wie vor Missbrauch getrieben, erklärte Klaar, Vorstand der Stiftung Preußisches Kulturerbe.
Klaar, der mit dem Anliegen, die Kirche als Versöhnungszentrum wiederzuerrichten, bekanntlich über Kreuz liegt, wettert in einer Mitteilung insbesondere gegen die zuletzt in der Kapelle durchgeführten Veranstaltungen zur Erinnerung an den Kriegsbeginn 1939, die Pogromnacht 1938 und zum Holocausttag. Ziel der Kirchenleitung, der Fördergesellschaft und der Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche sei eine „christlich verkleidete polit-historische Propaganda- und Bußstätte“, schreibt Klaar. Er machte deutlich, dass deshalb die von der Kulturerbestiftung und ihrer Vorgängerin, der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, gesammelten Spendengelder weiterhin zurückgehalten werden. Sie sind inzwischen auf fast 6,3 Millionen Euro angewachsen.
Dagegen würden Kirchen im brandenburgischen Raum weiterhin großzügig unterstützt. So erhalte die Potsdamer Nikolaikirche 100 000 Euro für ihre Orgel, für die originalgetreue Restaurierung des Tympanon habe man 300 000 Euro zugesagt. Für die katholische Kirche St. Peter und Paul wurde mit 4000 Euro die Restaurierung eines Gemäldes ermöglicht.
Die auf dem kleinen Platz am Portal des Langen Stalls stattfindende Feier wurde durch Klaars Äußerungen nicht beeinträchtigt. Der Chef der Fördergesellschaft, Johann-Peter Bauer, drückte mit einem Bagger das erste Segment des Flachbaus ein, der 2004 Ausstellung und Kapelle des Vereins aufgenommen hatte. Er war Anfang der 1970er Jahre als Kantine für das Rechenzentrum errichtet und später als Fahradladen genutzt worden.
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, wertete gegenüber PNN die Abrissfeier als wichtiges Zeichen, dass der Wiederaufbau der Kirche in Gang kommt. Er werde inzwischen von einer Mehrheit der Potsdamer bejaht, ergänzte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).
Der Flachbau war in den letzten Tagen leergeräumt worden. Die Ausstellungsstücke wurden größtenteils in der leergezogenen alten Feuerwache an der Werner-Seelenbinder-Straße zwischengelagert. Die bis zu fünf Tonnen schweren Sandsteinfragmente des 1968 abgerissenen und gesprengten Kirchenbaus wurden von Spezialisten abgeholt und fanden auf dem dortigen Werkgelände Platz; der von der Breiten Brücke stammende Lampenträger im Schirrhof der Schlösserstiftung. Kleinere Stücke nahm das Potsdam-Museum in sein Depot.
Der direkte Souvenirverkauf zugunsten der Wiedererrichtung der Kirche, so durch signierte Backsteine, ist bis auf Weiteres nicht möglich, sondern nur auf schriftliche Bestellung oder per E-Mail. Die Fördergesellschaft erhält im Rechenzentrum ein Büro und will einen Briefkasten belassen.
Der eigentliche Abriss, der wie die anschließenden archäologischen Grabungen von der Stadt finanziert wird, beginnt dann im Januar 2011 und soll innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein. Die Baufahrzeuge werden über die Werner-Seelenbinder-Straße geleitet, sodass der Verkehr auf der Breiten Straße nicht behindert wird. Als Ersatz wird 2011 links hinter dem Stallportal auf dem Freigelände des Rechenzentrums ein provisorisches Gebäude errichtet. Es soll auf 300 Quadratmeter Grundfläche die Ausstellung und die kleine Kapelle (80 Plätze) aufnehmen, dazu drei Büros für die Fördergesellschaft, den Stadtkirchenpfarrer und den neuen Garnisonkirchenpfarrer. Wie Johann-Peter Bauer ankündigte, soll die Eröffnung am 23. Juni 2011 gefeiert werden, 33 Jahre nach der Sprengung des Garnisonkirchenturms.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
Erhart Hohenstein
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