Landeshauptstadt: Klärwerk-Ausbau geplant
Stadtwerke wollen neues Becken / Kritik der Grünen
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Nedlitz - Die Potsdamer Stadtwerke wollen ihr Klärwerk für bis zu 2,9 Millionen Euro bis Ende 2011 ausbauen. Das bestätigte Prokurist Wilfried Böhme den PNN auf Anfrage. Geplant ist ein aus mehreren Kammern bestehendes Becken für rund 13 500 Kubikmeter Mischwasser – also etwa 13 Millionen Liter. Das Bassin soll aus Stahlbeton bestehen. Inzwischen regt sich bei den Potsdamer Grünen bereits Widerstand gegen die Pläne.
Die Stadtwerke wollen mit dem neuen Becken auf ein in Potsdam seit Jahren bestehendes Problem reagieren. Wenn es nämlich derzeit in Potsdam besonders stark regnet, ist das Klärwerk am Lerchensteig überlastet und bisher vorhandene Stauräume reichen nicht aus. „Das passiert ein- bis zweimal pro Jahr“, sagte Böhme. In solchen Fällen könne es zu „genehmigten Mischwasser-Abschlägen“ in die Neustädter Havelbucht kommen, so Böhme – im Klartext wird also nur leicht verdünntes und noch schmutziges Abwasser in die Havel verklappt. „Um das zu vermeiden, wollen wir da Speicherbecken bauen“, sagte Böhme. Mit einer Baugenehmigung sei in diesen Tagen zu rechnen, ein Gutachten zur Umweltverträglichkeit liege bereits vor. „Unser Ziel ist es, den Bau im Mai zu beginnen“, sagte Böhme.
Zweifel am Sinn dieses Vorhabens hegt indes der Grünen-Umweltexperte Andreas Menzel. „Das Problem der Dreckbrühe, die so in die Havel gelangt, wird so nur am Ende einer technisierten Kette gelöst“, sagte der Stadtverordnete gestern. Besser wäre es aus seiner Sicht, mehr Versiegelungen innerhalb des Stadtgebiets zu entfernen, um Regenwasser dezentral versickern zu lassen. Im eng bebauten Innenstadtbereich könnten zudem flache Dächer begrünt werden, schlug Menzel vor, um so die Niederschläge gleichzeitig zu speichern und zu nutzen. Dagegen würde mit den Plänen der Stadtwerke das Regenwasser für Potsdam auch weiterhin verloren gehen, weil es nach seiner „Behandlung“ in dem neuen Becken und dem Klärwerk einfach in die Havel geleitet werde. „Das ist altes Denken“, ist Menzel sich sicher. H. Kramer
H. Kramer
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