ATLAS: Klassenkampf
Michael Erbach sieht sich beim Streit um das Griebnitzseeufer getäuscht
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Viele Jahre schon wird um den Uferweg am Griebnitzsee gestritten. Kaum überschaubar, wie viele Tage die Gerichte mit den juristischen Auseinandersetzungen um das Ufergelände beschäftigt waren. Es gab Ein- und Widersprüche, Parteiausschlussverfahren, gegen einen Fraktionschef wurde Anzeige erstattet, zwei Bürgerinitiativen behakten sich und auch Sand und Zäune kamen zum Einsatz, um den Weg unpassierbar zu machen. Kein Wunder, geht es doch um eine der schönsten Wohnlagen der Stadt. Doch in all den Jahren gab es – trotz verhärteter Fronten – immer einen Grundkonsens: der Uferweg, der frühere Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen, sollte öffentlich bleiben. Dieser Grundkonsens ist seit gestern aufgekündigt. Was vorher nur hinter vorgehaltener Hand gesagt wurde, ist jetzt offiziell: Ein Teil der Grundstücksbesitzer will nicht mehr, dass der Weg öffentlich bleibt. Jeder, der während der ganzen Zeit an einen Kompromiss geglaubt hatte, muss sich jetzt getäuscht fühlen. Die Absperrung des Weges durch uniformierte Sicherheitskräfte ist eine Provokation für die Stadt und bestätigt alle Klischees von den reichen Villenbesitzern, die das Ufer nur für sich haben wollen. Klassenkampf in Babelsberg. Jetzt entscheiden nur noch die Gerichte.
Michael Erbach
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